Ein Roadtrip in drei Teilen
Es ist Himmelfahrt und es ist Corona. In der Presse überschlagen sich die Ministerpräsidenten mit Lockerungen, Modellregionen und Öffnungsschritten. Nur wir haben Ausgangssperre. Also müssen wir unseren ersten Trip mit dem neuen ausgebauten Auto wohl nach Indizidenz-Gebieten planen.
Planung Tag 2: Münster entdecken
- Vorbereitung: Frühstück, Fahrt nach Münster oder bereits vor Ort sein, Teststation aufsuchen
- Aktivität: Geocache „Historischer Stadtrundgang Münster„, Fotospaziergang im Botanischen Garten, Stadtrundgang „7 besondere Kirchen in Münster“
- Essen: HelloFresh
- Weiterfahrt zum Barfuß-Park in Lienen, Barfuß-Park abends besuchen
- Übernachtung: Wohnmobilparkplatz am Hallenbad, Lienen
Gemütlicher Morgen mit Bernd dem Brot
Irgendwie haben wir die erste Nacht im Auto rumgebracht. Es hat geschüttet wie mit Eimern. Um 8 Uhr kann ich trotz Thermomatten (und damit dunklem Innenraum) nicht mehr schlafen. Ich bleibe noch ein bisschen liegen und höre den Bäumen beim Tropfen zu. Irgendwann hole ich meinen E-Book-Reader, aber beim Lesen werden die Arme schnell kalt. Außerdem muss ich mal. Jule gibt um 9 Uhr mit dem Schlafen auf. Nichts wäre jetzt schöner erstmal gemütlich in den Schlafsäcken zu frühstücken. Aber daraus wird nichts. Gestern abend mussten wir noch feststellen, dass wir das Brot zuhause vergessen haben. Wir werden also einkaufen müssen. Zum Glück ist heute ein normaler Freitag, so dass wir im Ort einkaufen können.
Wir versuchen daher erstmal unsere „Bude“ aufzuräumen und uns zu waschen. Wir hören erste Autos auf den Parkplatz kommen, vermutlich Jogger oder Leute mit Hunden. Aber gerade als ich schon aus dem Auto raus bin (zum Glück habe ich oben rum eine Jacke an und meine Schlafsanzugshose ist recht unauffällig), kommt ein oranger Vario daher. Oh Mist! Jetzt bekommen wir doch Ärger. Das ist ein Fahrzeug der Stadt. Aber es sind nur schweigsame Männer vom städtischen Bauhof, die lediglich den Mülleimer leeren und wieder fahren. Nicht mal ein Gruß. Uff! Also kann ich jetzt doch Katzenwäsche machen.
Danach fragen wir Google, ob sich eine Einkaufsmöglichkeit in Dingden befindet. Das ist zum Glück der Fall. Gestern waren wir auf unserem Weg hierher an einem Friedhof vorbeigekommen und ich hatte gelesen, dass man an Friedhöfen meist gut Wasser auffüllen kann und meistens ist eine öffentliche Toilette vorhanden. Der Supermarkt ist ganz in der Nähe, also schnallen wir die Räder erst los (vom Baum) und wieder fest (auf dem Träger) und fahren in den Ort. Tatsächlich können wir am Friedhof gut parken, er ist nur ein paar Schritte vom Supermarkt und einer Bäckerei weg. Auch die Toilette ist offen. Hier können wir später Wasser auffüllen.
In der Bäckerei gibt es einen „Brotfahrplan“ und heute gibt es Bernd das Brot. Den nehmen wir für die nächsten Tag mit. Heute gibt es zur Feier des Tages Brötchen zum Frühstück. Zurück am Auto lassen wir es uns drinnen schmecken. Den Kaffee hatten wir schon im Wald gemacht.
Nach dem Frühstück wollen wir eigentlich die Toilette fürs Zähneputzen und Wasserauffüllen nutzen. Aber daraus wird nichts. Der Friedhofswärter hat gerade die Türen abgeschlossen. Schade. Also, Abfahrt! Auf nach Münster!
Wieder ein Start mit Hindernissen
Doch so einfach in die Innenstadt fahren können wir nicht. Denn wir brauchen ja noch ein Kennzeichen. Statt dem Parkplatz am Schloss peilen wir also die Zulassungsstelle im Norden von Münster an, welche in einem Industriegebiet liegt. Hier sollte es Schilderbuden geben. Um kurz nach 13 Uhr finden wir auch endlich eine. Aber sie hat zu. ALLE Schilderbuden machen um 13 Uhr zu. Denn es ist Freitag und da schließt auch die Zulassungsstelle früh. Wir haben die Lösung eines unserer Probleme um 7 Minuten passt! Dann also weiter ohne Kennzeichen. Wir wollen gerade zurück in die Innenstadt fahren, da sehen wir einen Test-Drive-In. Die Mädels sind hier haben zwar einen sch…-Job, sie stehen in weißen Overalls unter einem offenen Pavillon, sind aber voll gut drauf und stopfen uns Stäbchen in die Nase, obwohl wir vorher nicht online einen Termin vereinbart haben. Das nenne ich Pragmatismus!
Ein Dom – ein Markt – ein Mittagessen
Endlich errreichen wir den riesigen Parkplatz in Müster. Es ist fast 14 Uhr. Auf dem Zettel hatte ich gleich mehrere Sachen. Aber Jule entscheidet sich für den Geocache-Multi „Historischer Stadtrundgang Münster„. Wir schnallen die Räder los und los geht es. Wir wissen nicht so genau, wo der Start ist, kommen aber auch nicht weit, denn hinter einer Biegung sehen wir Marktstände. Also erstmal über den Markt schlendern. Der Markt in Münster am Samstag (es ist Freitag) soll einer der schönsten Deutschlands sein. Und ja, es sind sehr schön Stände da. Viel Bio. Und der Dom steht auch vor unserer Nase. Den erledigen wir zuerst. Wir überlegen, ob wir nicht anschließend hier auf dem Markt was essen sollen. Denn bis wir heute abend kochen, wird es noch dauern.
Der Dom ist der Wahnsinn! Ich kann’s kaum beschreiben. Schaut euch einfach Jules Bilder hier an.
Wieder draußen in der warmen Sonne holen wir uns ein Salat-Bowl-Picknick-für-zwei-mit-Getränken-und-Kuchen, setzen uns auf die Domstufen lassen es uns schmecken. Die Atmosphäre hier ist seltsam. Auf dem Kopfsteinpflaster sitzen überall Leute, lehnen teilweise an den gewaltigen Dommauern und balancieren echte Porzellanteller vom Markt auf den Knien. Einweggeschirr ist hier tabu. Manchen liegen sogar auf ihren Jacken und sonnen sich. Typisch deutsch ist das nicht, eher ein mediterranes Flair. Irgendwie cool. Ich mache ebenfalls an der Mauer gelehnt die Augen zu und genieße einfach.
Sightseeing-Cachen in Münster
Irgendwann aber wollen wir doch was von Münster sehen. Also begeben wir uns zum Startpunkt des Stadtrundgangsmulti, der tatsächlich die Domfront ist. Wir haben also fast die ganze Zeit draufgesessen. Den Multi hier komplett zu beschreiben, wäre etwas müßig, da sich der Owner sehr viel Mühe beim Ausarbeiten der historischen Tatsachen gemacht hat. Das schöne hier war, dass es sich um einen thematischen Stadtrundgang handelt, den man auch gehen oder radfahren kann, wenn man gar nichts mit geocachen am Hut hat. Man folgt der Wegschreibung zu rund 20 Stationen, darunter viele verschiedene Kirche, Teile der Universität und der Innenstadt. Die Aufgaben dabei sind (fast) alle gut lösbar.
Wir starten noch am Domplatz mit ein paar Problemen. Schon denken wir, dass wir an der dritten Station scheitern, denn wir finden den Michaelisbrunnen nicht. Der ist nämlich hinter einer Baustelle und einem riesigen Bagger versteckt. Erst nachdem wir dreimal dran vorbeigelaufen sind, sehen wir das Kunstwerk endlich. Jetzt kann es weitergehen.
Wir fahren kreuz und quer durch Münster, sehen dabei viele Bau- und Kunstwerke. Zwischen dem Prinzipalmarkt und dem Roggenmarkt lernen wir, was ein Druppel ist. Der Drubbel war eine kleine Häuserzeile, die aus 10 Fachwerhäusern bestand, die auf nur gut 440 qm errichtet wurde. Leider wurden diese im 19. Jahrhundert abgerissen. Diesen Drubbel hätte ich gern live und in Farbe gesehen. Leider kann ich mir nur diesen Grundgriss online ansehen.
Kurz vor dem Ziel treibt uns eine Aufgabe in den Wahnsinn. Ein sog. Chronogramm über dem Haupteingang der Clemenskirche soll berechnet werden. Wir brauchen 4 Anläufe, um auf die richtige Zahl zu kommen.

Nach etwa drei Stunden kommen wir zur letzten Station der Stadtführung, es ist das Schloss, genau da, wo unser Auto steht. Auch hier machen uns Bauarbeiten das Leben schwer. Es gilt eine Inschrift am Gebäude zu entziffern. Das ist leider komplett eingerüstet. Glück für uns, dass der Stoff, der das Gerüst hinter sich verbrigt, eine Fotografie der Schlossfront abbildet. So können wir doch noch das Final finden. Es liegt im Park hinterm Schloss. So sehen wir sogar den Schlosspark noch.

Zurück am Auto beschließen wir, Münster Münster sein zu lassen. Hier auf einem Parkplatz übernachten wollten wir eh nicht. Es ist fast 20 Uhr. Auf dem Plan steht, dass wir heute abend noch den Barfuß-Park in Lienen besuchen wollen und danach dort übernachten. Irgendwann müssen wir auch mal was essen. Zum Kochen ist alles eingepackt. Allerdings war der Kühlschrank kaum in Betrieb, also ist unser Spargel nicht mehr frisch und möchte dringend gekocht werden. Wir fahren also los.
Umwege, die zum Ziel führen
Wir sind kurz vor Lienen, etwa eine halbe Stunde unterwegs, als Jule meint, sie hätte auf den Barfuß-Park gar keinen Bock. Schon gar nicht heute abend mehr. Ich bin froh, dass sie es ausspricht. Mir geht es genauso. So viel zu meiner perfekten Planung!
Wir entscheiden, direkt nach Norden (nicht die Himmelsrichtung, na doch schon auch) zu fahren. Bisher führte uns unsere Fahrt eher nach Osten. Wir sind in die falsche Richtung gefahren. Das hätten wir uns mal besser schon in Münster überlegt. Das wird heute eine sehr späte Ankunft. 2 h fahren wir bestimmt noch. Aber essen müssen wir auch noch was. Bis morgen sind unserer Lebensmittel schlecht.
Als wir die A31 erreichen brauchen wir für das Essen/Hunger-Problem eine Lösung. Also peilen wir den erstbesten Rastplatz mit Toilette an. Der Parkplatz ist zwar mit LKWs gut gefüllt, aber direkt vorm Klohäuschen können wir stehen. Wir kochen ein Spargelrisotto mit gebratenen Speck auf zwei Brennern. Der ein oder andere LKW-Fahrer war bestimmt neidisch. Kurz nach 21 Uhr dinieren wir im Sonnenuntergang auf der Bank mit Tisch. Sobald man vom Auto und den beiden Kochern weg ist, wird es empfindlich kalt. Wir schlingen daher unsere Portionen hinunter. Spülen müssen wir leider noch. Aber als alles wieder aufgeräumt ist, können wir bei voll aufgedrehter Heizung unseren Weg fortsetzen. Die Autobahn ist frei. Wir fahren jedoch auf eine schwarze Wolkenwand zu und uns schwahnt Böses. Aber wir haben Glück, es regnet nicht. Jedenfalls nicht heute.
Das Navi führt uns zum erstbesten Parkplatz, den ich aufgeschrieben habe. Es ist zappenduster als wir eine Art Feldweg entlangfahren, während wir links und rechts Häuser aus der Dunkelheit auftauchen sehen. Es ist richtig unheimlich. Denn auch die Häuser sind stockdunkel. Hier sagen sich Fuchs und Has‘ gut‘ Nacht.
Aus heiterem Himmel taucht ein blaues Stellplatzschild auf und wir haben unser Ziel für heute Nacht erreicht. Andere Camper stehen hier auch schon. Wir sind richtig. Es ist ein Parkplatz an einem Sportplatz. In einer Art Container treffen sich Jugendliche. Ein Moped fährt knatternd an unserem Auto vorbei. Wir denken schon, dass wir freitagnachts um 23 Uhr hier wohl keine Ruhe haben werden, aber Jugendliche sind heute auch nicht mehr das, was wir früher waren. Bis wir unser Bett gerichtet haben, sind die längst alle verschwunden. Heute klappt das mit den Isomatten schon viel besser. Wenn jetzt das Schlafen auch noch besser klappt. Hier ist es jedenfalls totenstill. Daran wird es also schon mal nicht scheitern. Um 23.30 Uhr haben wir diesen Tag oder der uns geschafft und machen die Schlafsäcke zu.
Ich bin ja mal sehr gespannt, wo wir hier gelandet sind und was der Tag morgen für Überraschungen bereithält. Ihr auch? Dann lest weiter!
2 Kommentare zu „Von der Dingdener Heide bis ans Meer – Tag 2“