Neanderlandsteig – Etappe 5

Wir haben uns für dieses Jahr vorgenommen, den Neanderlandsteig vom Start an zu laufen. Alle 17 Etappen. Zwar kennen wir schon zwei oder drei Etappen, die wir an verschiedenen Wochenenden gelaufen sind, aber Christin hat sich das als „Jahresziel“ gesetzt. Ob wir das schaffen?

Fakten zu Etappe 5: Velbert-Nierenhof – Velbert

Die offiziellen Angaben:

  • Länge: 14,6 km
  • Dauer: 4,5-5 Stunden
  • Schwierigkeit: mittel
  • Höhendifferenz: 464 m Anstieg, 318 m Abstieg

Unsere Angaben:

  • Gelaufen am: 23.05.2021
  • Länge mit allem drum und dran: 14,7 km
  • reine Gehzeit: 3:50 h
  • gesamte Dauer: 5:09 h

Unsere Wanderung

Es war mal wieder soweit. An Pfingsten stand die nächste Etappe des Neanderlandsteigs an. Allerdings hatten Jule und ich dieses Mal etwas besonders vor. Wir wollten testen, wie es ist, mit schwerem Trekkinggepäck zu laufen. Schon seit 2 Tagen hatten wir unsere Ausrüstung zusammengesammelt, gewogen und gepackt und so standen zwei prallgefüllte, jeweils 15 kg schwere Trekkingrucksäcke im Wohnzimmer und im Flur.

Wegen des Gewichts müsst ihr leider auf Kamera-Bilder verzichten. Außerdem ist Jules Kamera kaputt. Wir haben stattdessen mit den Handys fotografiert.

Auch dieses Mal hatten wir unser Auto zum Endpunkt gebracht und waren von da aus zum Startpunkt mit Öffis gefahren. Das hat wunderbar geklappt. Der Bus fuhr gemütlich nur mit uns als Passagieren von Velbert (Haltestelle: Bergische Straße) nach Velbert-Nierenhof, wo wir am Bahnhof ausstiegen. Falls sich jemand beim Faktencheck gefragt hat, warum wir 100 m mehr gelaufen sind als die offizielle Strecke, kann ich sagen, dass das die kurze Distanz vom Parkplatz zur Bushaltestelle und von der Bushaltehalte zum Startpunkt war.

Da das Wetter heute alles andere als einladend war, hatten wir unsere Regenhosen über die normalen Trekkinghosen gezogen. Obenrum hatten wir Windjacken übergezogen.

Nach leichten Orientierungsschwierigkeiten und Startproblemen meines GPS, ging es für uns kurz am Bach entlang, bevor wir auf einen steilen Trampelpfad einbogen. Vor uns war eine kleine Wandergruppe, die wir auch erst am Ende dieser ersten Steigung bei der Wilhelmshöhe einholten. Der Trampelpfad war durch die starken Platzregenfälle der letzte Tage an vielen Stellen ausgesetzt und die Mountainbiker taten ihr übriges zu unserer Rutschpartie dazu. „Rutschpartie“ wurde so das Motto des heutigen Weges. Dazu später mehr.

Später weitete sich der Weg etwas und mündete an einem sich im Wind wogenden Kornfeld an Hopscheiderberg. Die Herrschaften vor uns waren nicht nur mit ihrer Etappe für heute durch, sondern auch mit dem Neanderlandsteig an sich. Sie hatten den ganzen Weg in vielen kleinen Etappe unter 10 km hinter sich gebracht. Herzlichen Glückwunsch, hier haben noch viele Kilometer vor uns. Ein bisschen neidisch konnte man sein, als sie leicht bergab zu ihrem Auto abbogen, während uns der Weg weiter an der Hauptstraße bergauf führte.

Wir waren davon ausgegangen, dass wir den ersten Ansteig wirklich hinter uns hatten, aber zu früh gefreut: Im Wohngebiet ging es noch steiler hoch hinaus! Spätestens hier fingen wir an, die übergezogenen Regenklamotten zu verfluchen. Doch der Wind wehte eisig und sobald die Sonne weg war, wurde es stets schnell kalt.

Den Einstiegspunkt zurück in den Wald hätten wir fast verpasst. Daher an dieser Stelle ein paar Bemerkungen zu dieser Etappe:

  • Es fehlten ein Haufen Wanderzeichen.
  • Der Flyer spricht von einer „mittelschweren Etappe […] die meisten Höhenmeter zu bewältigen, die Steigungen sind jedoch allesamt gemäßigt.“ Das stimmt nicht. Die Anstiege sind im Verhältnis zu den anderen Etappen steil und lang. Nur der letzte Anstieg nach Velbert zieht sich, hat aber auch steile Stücke.
  • Es gibt kaum Bänke oder Rastmöglichkeiten, nur auf den letzten 3-4 km konnte man richtig Pause machen. Da gab es sogar eine kleine Wanderhütte.
  • Der Weg war leider nicht in einem guten Zustand. Durch Schilder wurde man auf „Gehwegschäden“ hingewiesen (s.u.). Für uns war es die reinste Schlammschlacht.
  • Mit GPS, etwas Zeit und trotz schweren Gepäcks ist es trotzdem ein ganz wunderbare und sehr abwechselungsreiche Etappe, die allerdings etwas Kondition erfordert.

Jetzt aber weiter im Text. Durch ein kleines Waldstück ging es endlich bergab bis wir die Nierenhofer Straße bei Vossnacken querten. Wir passierten die wenigen Häuser der kleinen Siedlung und entdeckten ein altes Bauernhaus. Leider war es total verfallen, aber es wäre ein Kleinod gewesen.

Gleich darauf führte uns der Neanderlandsteig wieder weg von geteerten Straßen und auf Forst- und Feldwegen in den Wald oder an ihm entlang. Bis zu einem kleinen Bach, wo gerade ein Hund ein Bad nahm, ging es bergab. Eigentlich wollten wir schon mal die Rucksäcke abgesetzt und uns ausgezogen haben, aber bisher hatten wir es so durchgezogen. Erst als es hinter dem Bach aus dem Wald hinaus wieder steil bergauf ging und die Sonne brannte, mussten wir die Pause wirklich einlegen. Eine Bank gab es leider nicht, wie leider auf dieser Etappe (fast) überall. Also warfen wir unsere Rucksäcke einfach ins Gras, Jules kippte leider in den auch hier reichlich verhandenen Matsch.

Nach kurzer Auszieh- und Trinkpause ging es weiter, natürlich steil bergauf. Erst als wir mal wieder die Nierenhofer Straße kreuzten deutete der Wegweiser zum Asbachtal. Tal? Das hieß, jetzt ging es wieder bergab mit uns. Zunächst aber liefen wir eher gerade an einem Waldsaum an einem Feld entlang, bevor wir in den Wald abbogen. Hier legten wir den ersten und einzigen Cacherstopp an diesem Tag ein. Weitere Dosen lagen leider nicht auf unserem Weg.

Der Weg durch den Wald war an vielen Stellen sehr rutschig und mehr als einmal waren wir über unsere Stöcke dankbar. Ganz schnell waren wir im Asbachtal, einem herrlichen Fleck Erde, aber leider wieder ohne Bank und mit einer Familie, die ihre Kinder am und im Bach spielen ließen. Den Zoff der Familie hörten wir noch eine ganze Weile als wir uns vom Asbach entfernt hatten.

Doch damit konnten wir uns nicht beschäftigen. Wir mussten unsere Kräfte sammeln, denn ein wunderschöner Pfad führte uns zwischen Wald und Wiese – ihr ahnt es schon – steil bergauf zum Rottberg!

Eine Tafel am Wegesrand gab uns eine willkommene Möglichkeit zum Durchschnaufen. Sie widmete sich der Kruppschen Nachtscheinanlage, von der ich bisher noch nie was gehört hatte. Wer wissen will, was das ist, kann sich hier schlau machen.

Kurz hinter der Hinweistafel hatten wir schon mehr als die Hälfte der heutigen Etappe geschafft. Es wurde also langsam Zeit für eine Pause. Die nächste Bank – sofern wir denn eine finden sollten – würde uns gehören. Und unsere Bestellung wurde prompt erfüllt. Hinter dem Rottberg kam eine kleine Siedlung am Waldrand und dort stand eine Bank mit Tisch. Zunächst dachten wir, das wäre privat. Aber wir ließen uns trotzdem nieder und packten unser Mittagessen aus. Es wurde im Schatten leider schnell kalt, so dass wir uns wieder anziehen mussten. Meinen Wanderhut zog ich tief ins Gesicht, sonst wäre er weggeflogen. Es war ziemlich windig hier.

Wir waren fast fertig, da kam ein älterer Herr aus dem Haus, vor dem wir saßen. Wir nahmen schon an, dass wir nun schnell aufbrechen müssten, aber stattdessen fütterte er in Ruhe die Vögel und kam anschließend zu uns, jedoch nicht um uns zu vertreiben, sondern für einen netten Schwatz. Er wünschte uns noch einen guten Weg und wir brachen in aller Ruhe auf.

Es ging hinunter nach Hefel und unter der A44 durch. Von hier aus führte uns der Neanderlandsteig an einem Waldkindergarten vorbei in den Langenhorster Wald, wo viele Spaziergänger unterwegs waren.

Ab jetzt umrundeten wir Langenhorst auf breiten Fortwegen, die zum Glück nicht mehr so matschig und rutschig waren. Die Wegführung des Neanderlandsteigs war an manchen Stellen lustig. Zunächst kam uns ein Pärchen mit Kind entgegen. Später waren sie wieder vor uns und wir überholten sie. Mal brachte uns der Neanderlandsteig auf einem Trampelpfad durch die Büsche, nur um ein paar 100 m weiter wieder zurück auf den Forstweg zu führen. Es ging mal auf, mal ab, aber die Steigungen waren überschaubar und hier wirklich moderat!

Wir konnten förmlich spüren, dass es bis zum Ende der Etappe nicht mehr weit war, trotzdem wollten wir den Rucksäcke gern nochmals absetzen. Das GPS meldete noch etwas mehr als 1 km, die Wegzeichen sagten uns, dass wir noch 2,5 km zu laufen hätten. Das Rätsel der abweichenden Entfernungsangaben sollte sich erst am Ende des Weges auf dem Parkplatz klären.

Tatsächlich hatte der Weg auch dieses Mal nochmals ein Einsehen mit uns und bescherte uns die erste und einzige Wanderhütte des Tages. Im Windschutz der Hütte ließ es sich aushalten. Wir blieben also deutlich länger sitzen als geplant und ließen einige Spaziergänger an uns vorbei flanieren.

Nun ging es eher geradeaus an einem Bach entlang weiter. Ich hatte allerdings das Höhenprofil im Kopf und das sagte mir, dass wir noch eine Steigung vor uns hatten.

Als wir aus dem Wald rauskamen, ging es dann auch prompt wieder los mit dem Bergauf. Es wurde schnell wieder steil. Jetzt ging es hoch zur Fußgängerbrücke über die A44. Wir schnauften nochmals gehörig.

Hinter der Brücke sahen wir schon den nächsten Anstieg, aber der Neanderland hatte kurz Gnade mit uns und führt uns in ein Waldstück von der Autobahn weg, nicht ganz so steil. Wir sahen noch einen wunderschönen abgestorbenen Baum. Das wäre ein guter Platz für einen Cache, dachten wir. Jule stieg sogar hoch und untersuchte den Baum. Aber leider gab es hier nichts fürs uns zu holen.

Und dann standen wir auch schon in Velbert-Nordstadt. Der Neanderlandsteig sollte hier über eine Wiese mit Spielplatz gehen, aber der Weg war nicht erkennen, also stapften wir die Straße hoch. Am Ende der Wiese sahen wir, dass der Trampelpfad zwar da, aber nicht gemäht war. Wie immer wenn wir Häuser sehen verlaufen wir uns und verpassten prompt den Abzweig in den Park. Stattdessen liefen wir auch hier einfach der Straße folgend weiter. Ich wusste, dass kurz vor unserem Parkplatz ein Kreisverkehr kam, der kam auch nach ein paar Metern. Jule wusste nicht so richtig wohin. Als wir wenige Meter später an einer Fußgängerampel warteten, fiel der Groschen, denn wir standen gegenüber vom Parkplatz. Ups, da waren wir schon. Wir hatten es geschafft.

Mit einem Blick auf den Wegweiser klärte sich auch nun die unterschiedliche Entfernungsangabe zwischen Wegwiesern und GPS-Track. Bis zum Velbert-Zentrum waren es von hier noch 1,5 km! Die Schilder hatten wohl immer zum Zentrum gemssen, wir nur bis zum Parkplatz. Also blieb es bei unseren geplanten 14,6 km.

Es wäre noch was gegangen. 4 km? Vielleicht noch 6? Nach dieser Erfahrung sind wir uns sicher, dass wir die 18 km-Etappen des Soonwaldsteigs packen werden. Vielleicht gehen sogar 20 km, aber sicher keine 30 km. Müssen wir zum Glück auch nicht. Jetzt drücken wir die Daumen, dass die Camps öffnen und wir in 10 Tagen auf dem Soonwaldsteig starten dürfen.

Ich glaube nicht, dass wir so schnell noch eine Etappe des Neanderlandsteigs laufen werden. Höchstens noch nächsten Sonntag. Aber weiter machen wir auf jeden Fall. Die 23,7 km bis Selbeck sind jedenfalls fest eingeplant. Der Sommer ist noch lang!

Ein Kommentar zu “Neanderlandsteig – Etappe 5

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