Es war Freitag und die Abreise zum Soonwaldsteig rückte näher. Warum aber schreibe ich nicht gleich von der ersten Etappe, sondern mute ich euch zu, nochmals eine längere Vorrede zu lesen? Weil auch die Anreise schon ein Abenteuer in sich war und weil es ein paar sehr liebe Menschen gab, die daran beteiligt waren. Diese will ich hier würdigen.
Die Anreise und der Fahrplan
Nachdem klar war, dass es erst eine sehr kurzfristige Entscheidung zu touristischen Übernachtungen geben würde, hatten wir uns auf eine Nacht im Auto eingestellt. Da es in Bingen keine wirklich guten Plätzen gab, fasste ich stattdessen Bacharach ins Auge. Hier sollte es am Rhein gute Übernachtungsstellplätze auf öffentlichen Parkplätzen geben. Von Bacharach nach Bingen war es nur ein Katzensprung von wo wir mit dem Zug nach Kirn zum Startpunkt fahren wollten. Ich war noch nie in Bacharach, hatte aber viel davon gehört, dass es nämlich ganz zauberhaft sein sollte. Das könnten wir uns abends vielleicht noch angucken.
Und wir mussten ja in Bonn bei Globetrotter noch unseren Footprint für das neue Zelt abholen. Außerdem kannten wir vom Rheinsteig da ein tolles Burgerrestaurant, wo wir so gern nochmal essen wollten.
Für den nächsten Morgen am Samstag hatte ich nicht nur einen Zug sowie eine Abstellmöglichkeit für unser Auto in Bingen rausgesucht, sondern auch noch die Adresse einer Bäckerei in Bacharach, bei der wir uns mit Frühstück und einer Brotzeit für den ersten Tag versorgen wollten.
Aus diesen Punkten ergab sich folgender Plan:
Freitag, 04.06.2021
- 14:45 Uhr: Termin zum Corona-Test
- 15:00 Uhr: Abfahrt
- 16:00 Uhr: Ankunft in Bonn
- 16:00-18:00 Uhr: Stöbern bei Globetotter, Footprint abholen
- 18:00 Uhr: Essen im Burgerrestaurant
- 19:00 Uhr: Fahrt nach Bacharach
- 20:00 Uhr: Ankunft in Bacharach
- 20:15-22:00 Uhr: Spaziergang und Besichtigung
Samstag, 05.06.2021
- 8:00-10:00 Uhr: Aufstehen, Brötchenholen
- spätestens 10:15 Uhr: Abfahrt nach Bingen
- 10:43 Uhr: Abfahrt nach Kirn mit dem Zug
Wer hier länger liest, weiß, dass ich immer großartige, sehr detaillierte und perfekt durchgeplante Pläne habe. Wer hier länger liest, weiß auch, dass diese nie, aber wirklich nie aufgehen. Dieser Freitag machte da keine Ausnahme.
Globetotter und der vergebliche Versuch
Vielleicht das Überrraschende vorweg: Das Testen, die Abfahrt sowie die Fahrt selbst klappten gut. Wir hatten nichts vergessen, mussten nicht nochmals umdrehen, beim Corona-Test kamen wir pünktlich fast ohne Wartezeit dran und auf der Strecke war kaum Stau. Auch einen Parkplatz fanden wir direkt gegenüber von Globetrotter. Bis hier hin also alles perfekt? Leider nein.
Es fehlte uns noch der Footprint für unser neues MSR Hubba Hubba NX. Den hatten wir bereits am Samstag bestellt. Das Lager hatten ihn am Montag DHL übergeben. Aber bisher war er noch nicht in Bonn eingetroffen. Eine Telefonat mit der Filiale ergab, dass der Bote noch kommen könnte. Aber aus der Zentrale wusste ich, dass laut DHL das Ding noch nicht mal hierher unterwegs war. Den Footprint konnten wir schon mal vergessen, und es war Regen angesagt. So viel zu meinem tollen Plan.
Stattdessen wühlten wir uns durch die Klamottenabteilung. Jule fand zwar nicht, was sie wollte, aber dafür eine schöne Softshell-Second-Layer-Jacke. Ich schlich zwar um die Fahrradklamotten rum, und eine Regenjacke hatte es mir angetan, aber sie saß ein bisschen knapp. Also gab es heute auch keine Klamotten, die auf der Liste standen.
Dafür neue Isomatten fürs Auto! Das war ein Fazit, was wir aus unserer Tour an Himmelfahrt gezogen hatten. Unsere Wanderisomatten sind fürs Autoschlafen einfach nicht so toll. Wir entschieden uns für ein Modell von Frilufts und ließen sie auch direkt aufblasen. Sie passten perfekt und waren super bequem. Ich glaube, das war unser erste Besuch bei Globetrotter, bei dem wir mit so wenig Beute aus dem Laden entkamen.
Bonn und die Burger
Mehr Beute wollten wir ein Stück die Straße runter machen. Dort gibt es die Burger Manufaktur. Wir hatten uns extra testen lassen und hofften, dass es draußen Sitzplätze gäbe. Tatsächlich standen vor dem Laden Bänke. Man durfte dort auch essen, aber es gab keine Bedienung. Stattdessen bestellte man drinnen und ließ sich eine Tüte aus dem Fenster geben. Besteck gab es leider keins, denn dann hätte man uns bewirtet. Also liefen wir kurz zurück zum Auto und holen unser eigenes. Das war zwar noch nicht so richtig „Essengehen“, aber schon ziemlich dicht dran. Lecker war’s und pappsatt waren wir auch.

Bacharach und der Regen
Ganz nach Plan fuhren wir weiter nach Bacharach. Dort gegen 20 Uhr wie geplant angekommen, schauten wir uns drei mögliche Parkplätze an. Aber es ist wie mit dem Schuhkauf. Man probiert drei Paar, obwohl das erste schon passte, lässt es sich zurücklegen, dreht noch eine Runde durch die Schuhgeschäfte der Stadt, nur um am Ende doch dieses Paar zu kaufen. Wir nahmen also doch den ersten Parkplatz. Der war jetzt sogar für uns als PKW über Nacht kostenfrei und direkt am Rhein gelegen.
Als wir ankamen zog es sich nach einem heißen und sonnigen Tag gerade zu. Trotzdem wollten wir das Städtchen noch kurz erkunden. Und ja, Bacharach ist wirklich sehenswert!
Aber dann kam er doch, der Regen. Wir folgten gerade dem Rhein-Burgen-Weg, der hier durchkommt, als die ersten Tropfen kamen. Für einen Platzregen waren wir nicht angezogen. Jule wollte außerdem gern noch einen Wein trinken. Nachdem wir unter einem Vordach kurz Schutz gesucht hatte, nahmen wir die Beine in die Hand und liefen zu einer Weinstube. Hier durften wir sogar drinnen sitzen. Bis ich von der Toilette zurückkam, war Jule schon in ein Gespräch mit dem Pärchen am Nachbartisch vertieft. Nun, was soll ich sagen, der Abend endete erst gegen Mitternacht (und auch nur, weil ich quengelte, dass wir ja früh aufstehen mussten), nach einem heftigen Gewitter mit Platzregen (das erlebten wir aber von drinnen), 2 Gläsern Wein für Jule, 2 Gläsern Traubensaft für mich (die uns unsere Tischnachbaren ausgaben, unglaublich!), einem Schirmtaxi zum Klo (die Geschichte erzähl ich besser später mal), einer Zusammenlegung der Tische (weil sich die anderen Gäste von unserer lauten Unterhaltung quer durch den Raum gestört fühlten) und Bauchschmerzen (vor Lachen). So gut hatte ich mich lange nicht mehr unterhalten. Danke lieber Michael und Shivra (keine Ahnung, wie man den Namen richtig schreibt) für diesen großartigen Abend. Danke auch für die Einladung! Ich stoße auf euch an!
Die Nacht und die Isomatte
Zurück am Auto war es auf einmal ganz still. Alle anderen Camper waren wohl schon im Bett. Auch der Regen hatte aufgehört. Das hatte den Vorteil, dass wir uns ganz in Ruhe draußen umziehen und für die Nacht zurecht machen konnten. Meine Isomatte war ein bisschen schlapp, also pustete ich sie nochmals auf. Doch schon nach kurzer Zeit lag ist wieder auf Holz. Ich pustete nochmal und drehte das Ventil extra fest zu. Ich hatte es bei ersten Versuch wohl richtig zu gemacht. Gegen 2 Uhr erwachte ich mit schmerzender Hüfte. Die Isomatte war platt. Ich pustete ein drittes Mal, aber als 5 Minuten später das Ding wieder platt war, war klar, dass hier was nicht stimmte. Zum Glück lässt Jules Wanderisomatte sich sehr leicht aufpusten und sie war griffbereit verstaut. So konnte ich zum Glück wieder ins Bett krabbeln. Das wäre sonst eine sehr unangenehme Nacht geworden.
Bingen und die Bahn

Am nächsten Morgen war ich trotzdem vor dem Wecker um 8 Uhr wach. Also hüpfte ich schon mal aus dem Auto und ging nach der Katzenwäsche zum Bäcker. Aber ohne Wanderschilder bin ich nun mal aufgeschmissen und musste sogar Google Maps bemühen, um die Bäckerei zu finden. Ich hatte die Hoffnung, dass Kaffee und Tee fertig sein würden, wenn ich zurück am Auto war. Aber Jule hatte noch nicht mal den Brenner angemacht. An diesem Morgen lernten wir eine wichtige Lektion: Erst der Kaffee, dann das Vergnügen. Denn da dieser erst spät fertig wurde, kamen wir am Ende fast in Hektik, obwohl wir eigentlich pünktlich aufgestanden waren.
Der Parkplatz entpuppte sich im Nachhinein übrigens als Glücksfall. Es gibt es eine wunderbare Toilettenanlage, die ich nach dem Frühstück noch ausgiebig nutzte. Dann ging es aber los, wir packten unseren Kram zusammen und fuhren mit etwas hektischem Blick auf die Uhr nach Bingen.
Der Bahnhof lag zum Glück an dem uns zugewandten Ortseingang. Auf dem kostenfreien Parkplatz an der Fußgängerbrücke war zwar nichts frei, dafür aber ein paar Meter weiter auf dem Seitenstreifen. Direkt an der Fußgängerbrücke entdecken wir das erste Wanderzeichen. Frohen Mutes und mit einem Zeitpuffer von 10 min gingen wir mit geschulterten Rucksäcken zum Gleis. Leider war dort kein Automat, so dass wir nochmals losmussten. Auf dem Gleis saßen vier Männer mit dicken Wanderrucksäcken beim ersten Bier. Ob die auch nach Kirn wollten? Das war nicht gerade unwahrscheinlich.

Die Bahn kam sogar pünktlich. Doch als wir einen Platz hatten, kam sofort die Zugbegleiterin auf uns zu. Wir holten sogleich die Tickets heraus, aber an denen war sie gar nicht interessiert. Irgendwas war los. Ich habe es bis heute nicht verstanden. Jedenfalls hätten wir eigentlich in Bad Kreuznach umsteigen sollen. Jetzt wurden wir aber zu eben diesem Zug, in dem wir in Bad Kreuznach hätten einsteigen sollen. Wir konnten also sitzenbleiben und die fast einstündige Fahrt genießen. Ich bin in den letzten Jahren wirklich viel Bahn gefahren, aber dass sich mal eine Störung für mich positiv auswirkt, hatte ich noch nicht erlebt. Außerdem wurden wir gut informiert, der Zugführer hatte sogar einen coolen Spruch darauf und die Toilette war blitzsauber. Schon komisch, die Bahn…
Zur Krönung kamen wir sogar pünktlich in Kirn an. Der Männertrupp war mit uns ausgestiegen. Offensichtlich hatten wir den gleichen Weg: den Soonwaldsteig! Los ging’s!
Ein Kommentar zu “Trekking auf dem Soonwaldsteig – Anreise”