14.07.2021
Pausentag in Münster
Hauptstadt der Fahrräder ganz ohne Fahrrad
Plan R
Für heute ist der schlechteste Tag der Woche angesagt, es soll regnen. Und zwar eine ganze Menge. Aber die Prognose verbessert sich von Tag zu Tag. Statt Dauerregen mit 15l/qm sollen „nur“ 6,3L runterkommen. Trotzdem werden wir keinen Fahrradtag machen können/wollen. Stattdessen haben mir Freunde jede Menge Tipps für einen Regentag im Münsterland bzw. in Münster gegeben. Schließlich ist aber doch meine Mutter, die eine Stadtführung, einen Gang über den Wochenmarkt, einen Stadtbummel und natürlich einen Dom-Besuch vorschlägt. Wir haben Regenklamotten dabei, aber eigentlich soll es nur ein bisschen fisseln. Welches Unheil Westdeutschland tatsächlich droht, ahnen wir nicht mal.
Wir brechen also gemütlich nach dem Frühstück nach Münster auf. Die Stadtführung ist um 14 Uhr. Vorher wollen auf dem Markt Essen. Das Abendessen ist heute in einem Landgasthof in der Nähe von Lüdinghausen geplant. Dort haben wir für 18:30 Uhr reserviert. Das wird also ein entspannter Tag. Leider fängt er nicht so entspannt an. Die Tiefgarage, die ich rausgesucht habe, ist voll. Daher trennen wir uns. Meine Eltern erkunden die Stadt auf eigene Faust.
Jule und ich besichtigen die Stadt- und Marktkirche St. Lamberti.
Im Anschluss bummeln wir über den Prinzipalmarkt und durch die umliegenden Geschäfte. Zum Schluss gehen wir zurück zum Domplatz auf den Markt. Meine Eltern sitzen dort schon auf einem Stein und lassen sich Leckereien von den Ständen schmecken. Wir schieben ebenfalls Kohldampf.
Um 14 Uhr beginnt pünktlich unsere Stadtführung. Der Stadtführer macht seinen Job hervorragend. Während wir an Himmelfahrt auf eigenen Faust in Münster unterwegs waren, bekommen wir nun die Infos vom Profi. Die 1,5 Stunden vergehen wie im Flug. Am Ende brauchen wir einen Stärkung und kehren in einem Café am Domplatz ein, wo gerade der Markt abgebaut wird. Hier ein paar kurze Eindrücke von Münsters Prinzipalmarkt.
Unwetterkatastrophe – nicht hier, aber ganz nah
Natürlich spielt jeder von uns zu diesem Zeitpunkt auf seinem Handy herum. Doch die Mienen erstarren langsam. Ich schaue bei Tagesschau.de mir Bilder meines Wohnortes an und kann es nicht glauben. Da versinken Autos im Wasser, Häuser, Keller, Garagen laufen voll. Eine Starkregenflut ist niedergekommen, keine 100 km von uns entfernt. Und unser Wohnort ist betroffen! Auf dem Wetterradar sind alle Regionen NRWs rot oder lila. Nur hier im Münsterland ist alles grün. Wir stehen unter Schock und wissen nicht, was wir tun sollen. Den Urlaub abbrechen? Schnell nach Hause fahren? Ich rufe zuhause an und bekomme, die Aussage: „Bleibt bloß weg. Hier kommt ihr eh nicht durch!“.
Doch bleiben können wir nicht – nicht an unserem Tisch, denn auch Münster wird von einem Platzregen heimgesucht. Es gießt wie aus Eimer, Sonnenschirme fallen um, alle Leute flüchten in den Innenraum.
Doch der Schrecken hier währt nur kurz. Dafür überschlagen sich die Nachrichten auf unseren Handys. Jules Eltern kündigen an, bald in unsere Wohnung fahren, sobald man wieder Straßen passieren kann. Gegen 21 Uhr geben sie uns Entwarnung: bei uns ist nichts passiert.

Wir haben noch viel Zeit. Als der Regen nachlässt, bezahlen wir die Rechnung und entscheiden, doch noch den Dom zu besichtigen. Das haben wir vorher nicht mehr geschafft. Was sollen wir sonst auch tun? Ändern können wir gerade nichts. Während wir den Dom durchstreifen, hört der Regen endgültig auf. Bis zu unserem Aufbruch nach Lüdinghausen, bleibt es sogar trocken. Papa gelingt es, im Dom die historische Uhr einzufangen. Weiter Bilder vom Dom findet ihr hier.
Nach einem kurzen Bummel durch die Innenstadt geht es dann aber doch zu unserem Restaurant, auch wenn wir viel zu früh dran sind.
Gerade als wir ankommen, regnet es wieder in Strömen. Aber meine Mama sorgt wie immer für alle, sie hat vier Schirme dabei. So kommen wir zwar nicht trocknen Fußes, aber immerhin trockenen Hauptes bis zur Tür. Zum Glück können wir drinnen sitzen. Ein Abendessen wie in Norden an Himmelfahrt, möchte ich nicht wieder erleben. Das bleibt uns aber auch zum Glück erspart.
Der Abend vergeht komplett seltsam. Wir kommen kaum von unseren Handys los und stehen neben uns. Ein genussvolles Abendessen ist das nicht, auch wenn das Essen wirklich hervorragend ist. Jule und ich sind total erleichert, als wir die Entwarnung unserer Schwiegereltern bekommen, die tatsächlich ihr Versprechen wahr gemacht haben und noch spät in unsere Wohnung gefahren sind.
Also planen wir für morgen. Morgen soll es ein richtig schöner Tag werden. Also werden wir früh auschecken und an unserem Abreisetag noch ein Kleeblatt abfahren. Denn uns hetzt ja nichts. Wir haben den ganzen Tag Zeit. Ausgesucht haben wir die Nr. 4 „Zu den Borkenbergen“. Wo hier Berge verstecken sein sollen, weiß ich noch nicht, aber ich werde es morgen „erfahren“.