19.10.2021
Urlaub allein
Ich weiß gar nicht mehr genau, wie es dazu kam, dass ich mir den Wildnis-Trail im Nationalpark Eifel ausgeguckt hatte. Jedenfalls war ich im Oktober vier Tage allein in der Eifel unterwegs.
Der Wildnis-Trail im Nationalpark Eifel
Der Wildnis-Trail führt in vier Etappen 85 km durch den Nationalpark Eifel von Monschau-Höfen, über Einruhr, Gemünd, Heimbach nach Zerkall. Wanderzeichen ist das Gesicht einer Wildkatze, das man auf den Wegweisern findet. Der höchste Punkt, den Wanderparkplatz Wahlerscheid mit 625 hm NN, wird bereits am ersten Tag erreicht. Weitere Höhepunkte sind die Wüstung Wollseifen, die ehemalige Ordensburg Vogelsang, der Rursee und die Urfttalsperre, die Abtei Mariawald, Heimbach mit seiner Burg Hengebach und der Hetzinger Wald.

Die zweite Etappe
Heute liegen etwa 20 Kilometer vor mir. Es soll bedeckt sein und bisschen Nieselregen geben, aber dafür wird es deutlich wärmer als gestern. Schon morgens sind die Temperaturen zweistellig. Wäre es kalt gewesen, könnte ich mich beim ersten von vier Aufstiegen aufwärmen. Zunächst geht es über dem Rursee entlang, dann an dessen Ufer. Hinter der Urfttalsperre geht es dann hoch zur Dreiborner Hochfläche, wo man die Wüstung Wollseifen besuchen kann. Der nächste Aufstieg führt zur ehemaligen Ordensburg Vogelsang. Der letzte Aufstieg geht zum Eifelblick Modenhübel, danach ist man schon fast am Ortsrand von Gemünd. Mein Hotel liegt nicht im Ortskern, so dass ich die Etappe nicht bis zum Zielpunkt zu Ende laufen werde. Die letzten Meter erledige ich dann am Mittwoch.

Am Rursee entlang hoch zur Dreiborner Hochfläche
Nach einem dekadenten Abendessen kann ich zum Auftakt des Tages nun in meinem Hotel ein extrem gutes Frühstück genießen. Die Auswahl ist so reichlich, dass ich hier wohl mehrere Wochen verbringen müsste, nur um mich einmal durch die Brotauswahl zu probieren. Stattdessen greife ich zu Speck und Lachs. So gestärkt verlasse um kurz vor 9 Uhr das Hotel. Da es nieseln soll, habe ich sicherheitshalber meinen Regenrock übergestreift. Nachdem ich Brücke und Straße überquert habe, zeigt die Wildkatze zum Ufer des Obersees und zu den Anlegestellen der Ausflugsboote. Von hier werfe ich einen letzten Blick zurück auf mein Hotel. In den anderen Hotels am See sitzen die Leute noch beim Frühstück, wie ich durch die großen Fenster sehen kann. Meine Stöcke klappern auf dem Weg, außer mir ist kaum jemand auf den Beinen. Einruhr schläft noch.

Die Wildkatze führt mich nach rechts durch ein Wohngebiet. Mal wieder wundere ich mich ein bisschen. Meine Unterlagen sagen mir, dass ich direkt aufsteigen müsste. Auch der Track verläuft nicht am Ufer entlang, sondern oberhalb von Einruhr. Aber dieses Spiel kenne ich ja schon von gestern und so vertraue ich den Wegzeichen und gehe aus Einruhr heraus und weiter direkt am See entlang. Hier kann ich den Herbst geneißen. Eifel Autumn statt Indian Summer.

Trotz der schönen Eindrücke behalte ich mein GPS genau im Auge. Heute steht für mich der zweite Teil des Geocaches an, der diese Wandertour begleitet. Genau wie gestern steckt meine Fahne, die die erste Station markiert oben im Hang, während ich unten an einem Gewässer entlang laufe. Ich will nicht direkt die erste Station verpassen, daher entscheide ich mich umzudrehen. Ich bin tatsächlich bereit bis Einruhr zurückzulaufen, aber da sehe ich ein Weg, der zu einer technischen Anlage etwas oberhalb des Sees führt.

Hier steht ein Hinweisschild „Heede Pättche“. Wenn ich die Wege auf meiner GPS-Karte richtig interpretiere, müsste mich dieser Weg direkt zu meiner ersten Station und damit auf den „richtigen“ Weg führen. Tatsächlich geht’s steil bergauf und hoch über den Rursee. Am Ende treffe ich nicht nur auf einen Aussichtspunkt mit Bank, sondern auch auf den Startpunkt zu meinem Geocache, Wildnistrail-Wegweisern und dem „Heede Pättche“.
Hier oben gefällt es mir viel besser als auf der Teerstraße unten am See. Ein verwunschener Pfad führt mich ab hier durch den Wald. Allerdings ärgere ich mich über die Beschilderung. Was ist denn nun richtig? Oben oder unten? Welcher Weg ist denn nun der Wildnistrail? Die Antwort auf die Frage werde ich bald kennen.
Zunächst kann ich aber den Weg genießen. Der ist nur leider viel zu schnell vorbei. Als ich bald wieder aus dem Wald komme, kann ich den See sehen und den Weg, den ich eben verlassen habe. Nach dem Abstieg sehe an der Wegkreuzung des Rätsels Lösung. Hier gibt es zwei Wildkatzen. Eine deutet hoch zum Heede Pättche, die zweite zeigt am See entlang nach Einruhr – mit dem Hinweis: „Einfache Wegstrecke“. Warum stand das Gegenstück nicht in Einruhr?
Jetzt bin ich also wieder unten am See und treffe auf dem Eifelsteig. Für uns drei (Wildnis-Trail, Eifelsteig und mich) geht’s nun erst weg vom Seeufer und flach durch Wiesen und dann am Waldsaum zurück zum Ufer. Ich bemerke, dass mein Schuh offen ist. Ich will mich gerade bücken, als es hinter mir laut kracht. Im nächsten Moment fällt ca. 5 m hinter mir ein riesiger Ast auf den Weg. Dabei war es windstill. Ob der sich aus dem Hang gelöst hat? Mein Herz klopft jedenfalls ziemlich schnell. Ebenso schnell laufe ich daher weiter, bis ich zum Aussichtspunkt auf die Vorsperre komme. Hier gönne ich mir einen Geocache und einen kleinen Fotostopp.
Der Wildnistrail bleibt noch eine ganze Weile am Ufer des Obersees bis ein kleiner Wegweiser die Urfttalsperre ankündigt. Ich hätte den Trampelpfad wohl nicht gesehen. Aber für mich geht es auch nicht zur Talsperre, sondern direkt in die erste richtige Steigung des heutigen Tages hinein. Auf Schieferschotter geht es steil bergauf. Ich gerate ziemlich ins Schwitzen und muss erstmal die Regenjacke ausziehen. Schnell werde ich von anderen Wanderern überholt, während ich mich den Berg hochkämpfe. Aber am Aussichtspunkt habe ich das Pärchen wieder eingeholt und kann wie die beiden den Blick über die Talsperre schweifen lassen und durchatmen.

Die Hälfte des Anstiegs ist geschafft. Doch es dauert noch eine ganze Weile bis ich die Dreiborner Hochfläche erreiche. Während sich meine Atmung beruhigt, kann ich am Horizont eine riesige Anlage ausmachen. Es sieht auch wie eine Festung. Das muss Vogelsang sein. Bisher habe ich keine Vorstellung davon, was Vogelsang eigentlich ist. Bisher war das nur ein Wegpunkt auf den Hinweisschildern. Aber ich ahne, dass da was Großes auf mich zukommt. Also, dass ich auf was Großes zulaufe. Ich begegne hier oben zwei älteren Herrschaften. Ich will an den beiden schon vorbeiziehen, das spricht mich die Dame an, will wissen, wo ich herkomme. Als ich erwähne, dass ich heute morgen in Einruhr gestartet bin und von der Talsperre hochkomme, ist die Dame total fasziniert von mir. Jetzt merke ich erst selbst, dass ich etwa 9 Kilometer, also etwa knapp die Hälfte des Weges heute, hinter mir. Die Herrschaften wünschen mir noch einen guten Weg und ich ziehe weiter.

Wollseifen und Vogelsang
Mein nächster Stopp ist die Wüstung Wollseifen. Damit habe ich dann auch den Anstieg endgültig geschafft. Unter einer Wüstung stelle ich mir eigentlich nichts vor, also ich meine, dass es da nicht viel zu sehen gibt. Denn eine Wüstung ist eine verlassene Siedlung. Vielleicht ein paar Ruinen. Aber das, was ich in Wollseifen sehe, habe ich nicht erwartet.

Dass sich hier ein ehemaliger Truppenübungsplatz befindet, hatte ich durch die Schilder am Wegesrand mitbekommen, die mich davor warnten den Wald zu betreten. Hinter dem Dorfstraßenschild von Wollseifen sehe ich aber als erstes eine Betonplatte. Außerdem erkenne ich von weitem weiße, würfelförmige Häuser, die so gar nicht nach Wüstung aussehen. Wie ihr lest, ich hatte bisher keine Ahnung von der Geschichte von Wollseifen. Wenn es euch genauso geht, lest die Geschichte nach. Einen sehr guten Artikel gibt es bei Wikipedia. Oder schaut auf dieses Schild, von dem ich staunend die Geschichte erfahren habe.

Völlig fasziniert betrachte ich die Rekonstruktion des Dorfplan von 1944. Das Dorf ist recht groß gewesen, langgezogen, die Häuser weit auseinerander stehend. Außer der restaurierten Kirche, dem Trafohäuschen und dem Schulgebäude, in dem heute das Informationszentrum untergebracht ist, ist nichts übrig gebleiben.

In der leeren Kirche muss ich die Akustik ausprobieren und singe ein Lobpreislied. Zum Glück ist heute morgen hier oben kaum jemand, so dass mich hoffentlich niemand hört.
Mit einem letzten Blick auf die Betonplatten, die die Standorte der alten Häuser anzeigen sollen, verabschiede ich mich von diesem geschichtsträchtigen Ort und mache ich mich bergab auf den Weg nach Vogelsang. Ich habe keine genaue Vorstellung von dem, was mich als nächstes erwartet. Ich habe nur am Rand mitbekommen, dass es sich um irgendeinen Nazibau handelt. Vorher lege ich aber erstmal eine Pause ein. Weiter unten am Weg treffe ich auf eine Bank, wo ich nicht nur mal wieder meine Schuhe leeren kann. Es ist das erste Mal heute, dass ich mich seit meinem Aufbruch setze. Ich bin etwa drei Stunden unterwegs und dürfte gut die Hälfte des Weges geschafft haben.
Kurz vor Vogelsang, es geht gerade mal wieder bergauf (Aufstieg Nr. 3), habe ich schon wieder einen Stein im Schuh. Ich nutze die Gelegenheit, um auch meine Jacke abzustreifen, als ich hinter mir etwas höre und deshalb stark zusammenzucke. Nach seinem Akzente zu urteilen, ist ein Belgier hinter mir aufgetaucht. Den kurzen Anstieg bis zu den ersten Gebäuden von Vogelsang gehen wir gemeinsam. Ich erfahre, dass er auf dem Eifelsteig unterwegs ist und die ersten vier Etappen in Angriff genommen hat. Heute ist allerdings erstmal Schluss für ihn. Seine Etappe endet wie meine Gemünd. Als wir die Straße vor Vogelsang erreichen, trennen sich unsere Wege bereits wieder. Ich folge der Straße und dem Wildnistrail. Er geht nach links. Mich interessiert Naziarchitektur nicht sonderlich. Da sieht man mal wieder, dass ich mich über den Weg nicht gut infomiert habe. Sonst wüsste ich, dass sich hinter dem Gebäudekomplex viel mehr verbirgt. Statt mir darüber Gedanken zu machen, gehe ich ein Wiesenstück weiter bergauf bis ich auf den Friedenspfad treffe.
Dieser wurde vom Internatioal Peace Camp angelegt und bringt den Wanderer in ein Waldstück. Hier hängen Gedanken, Sprüche und Bilder zum Thema Frieden an den Bäumen, die von den Teilnehmer gestaltet wurden.

Als ich den Friedensfahrt verlasse, sehe ich einen großen Parkplatz. Dieser gehört immer noch zu Vogelsang. Von mir taucht eine gewaltige, heroische Gestalt an einer Hauswand auf. Jetzt so langsam begreife ich, wie riesig diese Anlage tatsächlich ist. Hier herrscht mal wirklich Gigantismus. Wäre ich besser auch mal links zu den Gebäuden abgebogen. Mit Staunen und offenem Mund überquere ich den oberen Teil des Geländes. Kurz bevor ich das Areal verlasse, treffe ich auf eine Info-Tafel, die mir einiges erklärt. Hier hätte ich deutlich mehr Zeit verbringen können. Mehr Informationen zum Forum Vogelsang ip findet ihr hier.
Über tolle Aussichtspunkte nach Gemünd
Mein Weg führt mich jetzt wieder in die Wildnis. Bisher ging es heute zwar über steile, aber eher einfache Wege. Jetzt muss ich hinter einer Wiese allerdings eine steile Stiege hinunter, welche glitschig und matschig ist. Eine Treppe führt mich nach unten zum Fluss, jedoch nicht ohne vorher einmal ordenlich auszurutschen. Zum Glück lande ich nicht auf meinem Po, verdrehe mir aber ordentlich den Fuß.
Unten am Bach ist ziemlich matschig, aber der Weg ist kein Vergleich zum Soonwaldsteig oder dem Schluchtensteig. Da haben wir dieses Jahr schon ganz andere matschige Wege erwandert. Nach dem „Runter“ kommt hinter der Biegung das nächste „Hoch“. Prompt überholt mich der Belgier wieder beim Aufstieg zum Aussichtspunkt Kickley, welcher bei meiner Ankunft etwas überfüllt ist. Kickley, das klingt zwar englisch. Aber Ley ist ein altes Wort für Stein oder Fels (z.B. Loreley). Das kommt hier im Rheinischen öfters vor. Mit „Kick“ ist hier nicht ein Tritt gemeint, sondern „Gucken“. Passenderweise heißt der Aussichtspunkt also „Schaufelsen“.
Neben dem Belgier sitzt hier eine Familie mit zwei Kindern und einem Hund. Ich bin froh, dass ich mir am Berg Zeit gelassen habe. Die Familie und der Belgier brechen auf, als ich komme. So habe ich die Aussicht für mich allein. Unter mir liegt die Urft. Auf dem Bild unten links kann man deutlich sehen, dass sie sich ein neues Bett gegraben hat. Bin gespannt, wie es in Gemünd aussieht. Weit es ist nicht mehr.

Ein bisschen höher geht es noch. Ich laufe der Familie hinterher. Der Belgier ist wohl noch nicht über alle Berge, wohl aber über diesen Anstieg hinweg. Gerade als ich zur der Familie aufschließe, kommt auf einer ausgesetzten Kuppe der Eifelblick Modenhübel in Sicht. Die Familie entschließt sich hier für eine Pause. Während sie Flaschen und Chipstüten auspacken, gehe ich weiter. Mir wäre es hier eindeutig zu windig gewesen, da wäre ich schnell ausgekühlt. Aber ein Snack und was zu trinken ist schon eine gute Idee. Weiter unten, ich gehe auf Morsbach zu, entdecke ich eine windgeschützte Bank. Gerade ist die Sonne durch die Wolken gekommen. Ein paar Minuten kann auch ich mir jetzt gönnen. Bis Gemünd kann es nicht mehr weit sein. Von meinem Geocache habe ich nur noch eine Station vor mir. Die kommt nach nur ein paar hundert Meter in Sicht. Jetzt kann ich die Zahlen zusammensetzen. Scheint, als hätte ich alles richtig gemacht, denn der Punkt, wo ich hinmuss, liegt direkt am Wegesrand.

Als ich an die entsprechende Stelle komme, stehe ich aber ganz schön neben mir, auch wenn vor mir passenderweise eine Wandertafel steht. Der Platz ist perfekt für den Abschluss dieses Wandercaches. Ich suche fast eine halbe Stunde und ich finde … nichts! Ich bin in fast jedes Gebüsch gekrochen und habe wirklich jede Wurzel umgedreht. Nach einem Telefonat mit Jule, die mich tröstet, laufe ich weiter zu meinem Hotel. Es hilft ja nichts, hier noch länger rumzustehen. Irgendwas mache ich falsch. Vielleicht kann einer der Vorlogger mir helfen. Ich werde da später Kontakt aufnehmen.

Jetzt muss ich nur noch über das Gelände des Pferdehofes, dann geht es hinter den ersten Häusern von Gemünd über einen matschigen Pfad und einen kleinen, aber fiesen Anstieg zu meinem Hotel. Vielleicht war es gut, dass ich mit dem Geocache so lange rumgemacht habe. An der Tür steht, dass das Hotel erst um 15:00 öffnet. Jetzt ist es 15:02 Uhr. Wäre ich durchgelaufen, hätte ich mir wohl vor der Tür statt vor der Wandertafel die Beine in den Bauch gestanden. So klappt aber alles prima. Mein Gastwirt zeigt mir nicht nur mein Zimmer und teilt mir mit, dass ich heute abend in der Gaststube zwischen drei Gerichten für Wanderer wählen kann, er macht auch direkt die Sauna für mich an.

Nun freue ich mich sehr auf meinen Quinoa-Salat, den ich seit zwei Tagen im Rucksack mit mir herumschleppe. Nachdem ich mein Zimmer in Beschlag genommen habe, also alle Packsäcke aus dem Rucksack aufs Bett geworfen habe (Rucksack leer, Bett voll), nehme ich an dem kleinen Tisch Platz und genieße mein verspätestes Mittagessen. Ob ich später noch was in der Gaststube zu mir nehme, entscheide ich dann. Um 16 Uhr genieße ich erstmal meine Sauna. Inzwischen habe ich auch Kontakt zu einem Cacher, der bereit ist, mir einen Tipp zu geben. Die Dose war doch da, wo ich sie gesucht habe, nur habe ich sie nicht gefunden. Aber ob ich dahin heute nochmal zurücklaufen soll?
Zunächst brauche ich nach zwei Saunagängen und einem Plansch im Whirlpool doch noch was zu essen. Ein Schnitzel mit Pommes klingt gut. In der Gaststube sitzen noch andere Wanderer. Alle scheinen wie ich nur heute hier zu übernachten.
Ein ungeplanter Abend“spaziergang“
Das mit dem Geocache wurmt mich. Daher mache ich mich tatsächlich nach dem Essen auf, das Final zu heben. Es ist zwar schon dunkel, aber für irgendwas muss ich die Stirnlampe ja mitgeschleppt haben. Außerdem kann ich bei dieser Gelegenheit gleich meine neuen Sockenschuhe ausprobieren. Bisher hatte ich die nur auf dem Weg zum Essen an. Aber hier draußen auf der Straße verführen diese Dinger mich sofort, in Joggen zu verfallen. Ihr haltet mich für verrückt? 20 km wandern und abends noch ne Runde joggen? Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass es bergab geht. Und was hätte ich denn bitte im Zimmer rumhocken sollen?
Ich habe seit über einem halben Jahr nicht mehr gejoggt und ich habe ein paar Kilometer den Knochen, aber trotzdem macht es richtig Spaß. Allerdings habe ich schon fast vergessen, wie matschig der Weg hinter den Häusern war. Erst als es auf einmal „Platsch“ macht und der Schlamm spritzt, erinnere ich mich nur zu gut. Jetzt sind die neuen Schuhe wirklich eingeweiht. Nach 10 Minuten muss ich allerdings dann doch aufgeben. Ich schwitze zu stark und nöchte weder diese Klamotten nassschwitzen, noch mich nachher auf dem Rückweg verkühlen. Aber ich habe es bis zur Eiche kurz vor dem Pferdehof geschafft. Ab jetzt geht es eh wieder bergauf. Diesen letzten Teil gehe ich nicht gerade langsam, aber ich jogge auch nicht mehr.
Als ich am Schild ankomme und den Griff an die richtige Stelle setze, möchte ich mir eigentlich direkt in den Hintern beißen. Da ist diese verdammte Dose! Und ich habe eine halbe Stunde hier herum gesucht. So einfach, so genial ist das Versteck! Ohne den Tipp hätte ich das nie im Leben gefunden. Ich verewige mich schnell im Logbuch und mache mich direkt wieder auf dem Rückweg. Sofort verfalle in einen Trab, denn jetzt geht’s erst wieder bergab. Aber dieses Mal halte ich keine 10 Minuten durch. Eigentlich wollte ich die gesamte gerade Strecke schaffen, bis es wieder bergauf geht, aber kurz bevor es ins Wohngebiet komme, muss ich aufgeben: Ich bin klatschnass geschwitzt. Also lasse ich es gemütlich auslaufen und bin 10 Minuten später zurück in meinem Zimmer – mit extrem matschigen Schuhen. Warme Füß habe ich auch. Nach diesem Erfolg kann ich wunderbar ins Bett gehen und bis auf Lesen alle Aktivitäten für den heutigen Tag einstellen.
Ausblick auf morgen
Morgen steht für mich die wahrscheinlich längste Etappe an, denn ich laufe nicht nur den Rest der zweiten Etappe runter nach Gemünd, sondern auch noch was von der vierten Etappe. Die eigentliche dritte Etappe hat 22,4 km. Aber um zum Hotel zu kommen, muss ich über Heimbach hinauslaufen. Daher rechne ich mit min. 24 km, vielleicht sogar noch mehr. Deshalb möchte ich relativ früh aufstehen. Als Frühstückszeit habe ich mir mal 7:45 Uhr verordnet. Hoffentlich hält das Wetter. Bis auf ein paar Tropfen wurde ich heute vom Regen größtenteils verschont. Der Anstieg nach Wolfgarten sollte knackig werden. Dann habe ich aber das schlimmste geschafft. Schauen wir mal, wie es wird.
Zusammenfassung
- Gelaufen am: Dienstag, 19.10.2021
- Länge laut GPS: 21,1 km (+ 3 km, um einen Geocache zu holen)
- Geschätzte Höhenmeter: 1.356 Hm (Aufstieg 750 Hm, Abstieg 606 Hm)
- reine Gehzeit: 5:23 h
- gesamte Dauer: 6:09 h
- Charakteristik: Ein schöner Weg mit knackigen, z.T. langen Anstiegen. Wollseifen und Vogelsang überraschen mit viel Geschichte auf dieser Etappe. Abwechslungsreiche Wegführung mit viel Schotter, aber wenig Teer. Auch ein paar Trampelpfade dabei. Erste Steigung wird durch alternative Wegführung entschärft. Meiner Meinung nach die beste Etappe.
Ein Kommentar zu “Wandern auf dem Wildnis-Trail – Etappe 2”