16.07.2018
Hverir, Kratersee Víti, Wanderung von Reykjahið zur Grjótagjá und Hverfjall & das Lavafeld von Dimmuborgir
Oder: Viele heiße Quellen, 2 Krater, Trampen auf Isländisch und ein Lavafeld am Abend
Das Solfatarenfeld von Hverir am Námafjall


Am Morgen erkundeten wir das Solfatarenfeld von Hverir im Schatten des Námafjall. Von dieser Seite konnten wir den Aussichtsberg nicht besteigen, also machen wir einen Spaziergang durch das Feld und erklommen an dessen Ende einen Felsen. Vorher machte sich Jule aber noch auf die Suche nach einem Geocache, der ganz in der Nähe des Parkplatzes versteckt war. Mal wieder lag er unter Steinen!
Damit ihr euch unter Hverir was vorstellen könnt, haben wir die Erklärtafeln fotografiert.




Wir spazierten durch das Areal und staunten über Schlammtöpfe und Fumerolen.










Fumarolen entstehen, wenn sich in der Tiefe nur wenig Wasser befindet. Durch den fehlenden Druck wird das Wasser vor seinem Austritt vollständig in Dampf umgewandelt. Fumarolen werden durch die Temperatur und Art der Gase, die aus ihnen austreten, klassifiziert. Die Temperaturen der Gase können zwischen 200 °C und 800 °C liegen. Die meisten Fumarolen scheiden zwar reinen Wasserdampf aus, oft treten aber auch andere vulkanische Gase aus, die sich teilweise an der Austrittsstelle abscheiden. Durch Oxidation und thermophile (wärmeliebende) Bakterien entsteht so die für Fumarolen charakteristische bunte Färbung. (Quelle: wikipedia.de)
Die Streifzug durch Hverir ließ uns glauben, wir seien auf einem anderen Planeten gelandet.


Weiter ging es ein Stück mit dem Auto die Straße hinauf an einem großen geothermalen Kraftwerk vorbei zum Víti-Krater.
Wanderung um den Víti-Krater

Die erste „Wanderung“ diesen Tages entpuppte sich tatsächlich trotz seiner Kürze (2 km) nicht gerade als Spaziergang. Auf Aufstieg am Kraterrand war zwar nicht so steil, aber der Untergrund war lehmig. Wir trugen den halben Weg unter unseren Füßen. So wuchsen wir zwar ein paar Zentimeter in die Höhe, schleppten aber gefühlt pro Fuß einen Zusatzzentner mit, was den Weg sehr beschwerlich machte. Zwar befanden sich viele Fahrzeuge auf dem Parktplatz, doch vermutlich aufgrund der schlechten Wegverhältnisse, waren wir zusammen mit ein paar wenigen anderen Mutigen heute morgen die einzigen, die diese Schlammschlacht auf sich nahmen. Doch der Blick auf das blaue Maar war die Mühe auf jeden Fall wert.

Hinter dem Víti-Krater befindet sich das Solfatarenfeld Hveragil, wo aus einem Bohrloch geothermale Energie gewonnen wird.



Nach diesem Abstecher fuhren wir zurück zum Besucherzentrum, wo wir die eigentliche große Wanderung des Tages beginnen wollten. Wir hatten einen Anhalter mit an Bord, der sehr erfreut war, mitgenommen zu werden. Vielleicht ein gutes Omen. Denn…
Wanderung von Reykjahlíð zur Grjótagjá und Hverfjall bis nach Dimmuborgir

Diese Wanderung war im Gegensatz zu allen bisher gemachten, eine „One-Way“. Wir starteten zwar am Besucherzentrum von Reykjahlíð, aber am Ende der Wanderung würden auf einen „Lift“ angewiesen sein, um unser Auto einzusammeln. Es regnete in Strömen. Nachdem wir uns im Besucherzentrum entsprechend präpariert hatten, traten wir hinaus und starteten auf einem Trampelpfad durch die niedrigen Birken. Bald schon ging es auf ein offenes Lavafeld, bis wir die Grjótagjá erreichten.




Während wir auf unserem Weg ganz alleine waren, stapelten sich am Höhleneingang die Besucher. Dabei fand ich sie gar nicht so spektulär. Aber dank der Fernsehserie Game of Throne war diese Höhle zu einer Berühmheit geworden. Zusammen mit einer netten Familie suchten wir eine weitere Dose, die Jule nur dank eines Fotos zwischen den Steinen ausmachen konnte. Nachdem wir diesen Spot verlassen hatten und über einen Zaun gestiegen waren, waren wir wiederum verlassen. Allein und schweigend gingen wir ein weiteres Lavafeld.




Das nächste Zwischenziel, den Explosionskrater Hverfjall, hatten wir bereits fest im Blick.
Doch mittlerweile knurrte uns der Magen. Zum Glück fand sich an seinem Fuß nicht nur eine völlig neue (und überteuerte) Toilettenanlage, sondern auch ein Häuschen. Zwar gab es weder Tisch noch Bänke, aber Quinoa-Salat schmeckt auch im Stehen.

Nach diesem Stärken stiegen wir die Kraterwand hinauf. Hilt ich diesen Aufstieg bereits für steil, es war kein Vergleich zu dem Abstieg, der noch kommen sollte.
Von oben erlebten wir zunächst jedoch eine Überraschung. Eine Herde Islandponys wurde am Fuß des Kraters vorbeigetrieben.



Lange konnten wir uns am diesem Anblick nicht erfreuen. Es zog gewaltig. Also stiegen wir dem Kraterrand folgend weiter auf, zum höschten Punkt der Wanderung.
Von dem höchsten Punkt hatten wir bereits einen Blick auf unser Ziel Dimmuborgir geworfen, doch dann sahen wir, wie wir dorthin gelangen sollten. Im Zickzack ging es durch schwarzen Sand nach unten.

Vom Auf und Ab erschöpft, erreichten wir das Lavafeld. Unserer Kräfte beraubt und vom stetigen Nieselregen genervt, konnten wir den bizarren Lavaformationen nicht die ihnen gebührende Aufmerksamkeit schenkten.




Wir entschieden, zügig das Besucherzentrum aufzusuchen und anschließend zu unserer Unterkunft zu laufen. Wenn es heute Abend trocken wäre, würden wir nochmals herkommen.
Jule sollte in das Gästehaus gehen. Ich lief vor und versuchte an der Straße eine Mitfahrgelegenheit zu ergattern. Leider hatten die anderen Touristen die Autos so voll wie wir das unsere. Doch tatsächlich – nach 15-20 Minuten – hielt ein Isländer. Weitere 20 Minuten traf ich mit unserem Mietwagen fast zeitgleich mit Jule in unserem Zimmer ein, die Besucherzentrum noch verschnauft hatte.
Abends in Dimmuborgir
Nach dem Abendessen machten wir uns nochmals nach Dimmuborgir auf (dieses Mal mit dem Auto) und spazierten nun mit angemessener Ruhe durch das Lavafeld.

„Bei Dimmuborgir (= dunkle Städte oder dunkle Burgen) handelt es sich um ein Lavafeld und die Überreste eines Lavasees östlich des Sees Mývatn in Island.
Die bizarr geformten Steinformationen des Lavafelds erinnern an verfallene Ruinen von Burgen und Türmen. In der isländischen Mythologie wird Dimmuborgir als Unterkunftsort von Elfen und Trollen gesehen.“
http://www.wikipedia.de

So lautet die kurze Beschreibung von Wikipedia. Einige Trolle haben wir tatsächlich gesehen. Unheimlich war es nicht, obwohl wir die einzigen verbliebenen Wanderer in dem Lavafeld zu sein schienen. Der Parkplatz war leer. Das Besucherzentrum war geschlossen. Aber es war auch bereits nach 20 Uhr. In Island um diese Jahreszeit war das aber völlig egal. Denn es war ja hell. Und so erforschten wir das Lavafeld – ganz allein für uns. Wir genossen die Zeit und gaben einigen Felsformationen eigenen Namen.








Damit hatten wir wieder einen verdammt langen und anstregenden Tag in den Knochen. Auch für morgen hatten wir wieder Großes vor. Das könnt ihr nächsten Monat lesen.