Unser Pilgertagebuch 2

Hier lest ihr unser ganz persönliches Pilgertagebuch mit unseren Eindrücken auf unserem ersten Abschnitt auf dem Jakobsweg. Wir sind zwei Wochen von der Haustür bis nach Trier unterwegs. Viele Eindrücke haben wir abends bei Facebook gepostet. Sie sind unverfälscht und daher übernehme ich sie meist so, wie wir sie geschrieben haben.

Tag 2: Von Zons nach Köln

17.06.2022

Christins Tagebucheintrag

„Geschafft! Nach 7:30 h insgesamt, 30 km geradeaus, fast nur Teer, sind wir in Köln am Dom angekommen. Der Hüfte geht es besser. Dafür tun die Schultern weh. Aber wir haben sogar den Stempel noch eingesammelt. Jetzt sitzen wir beim verdienten Essen. Bilder gibt es kaum. Dafür war die Etappe zu hässlich. Morgen geht’s nach Brühl. „Nur“ 18 km.“

Jules Tagebucheintrag

„Heute die zweite Etappe auf dem Jakobsweg geschafft nach 32 km. Nachdem Christin gestern kaum noch laufen konnte und wir auf einen Muskelfaserriss getippt haben, sind wir heute sogar pünktlich um unseren Stempel zu holen.

Morgen geht es dann nach Brühl. Nur 18 km aber die Temperaturen steigen.“

Zusammenfassung

Es stehen 30 km geradeaus auf dem Programm. Heute können wir bereits der Jakobsmuschel folgen. Ab Zons ist der Weg gut markiert. Aus Zons heraus geht es hoch auf den Deich. Diesem folgen wir in der prallen Sonne bis nach Worringen und erreichen damit die ersten Stadtteile von Köln. Dank stetem Wind ist der Teil der Etappe aber gut zu ertragen. In Worringen erleben wir das erste Mal unfreundliches Bodenpersonal. An der Kirche können wir zwar einen Geocache finden, in der Kirche aber nicht den Stempel. Zum Glück ist die Tür des Gemeindebüros geöffnet und ich klopfe an ein Büro, aus dem ich Stimmen höre. Höflich fragte ich nach dem Stempel. Nachdem ich eine patzige Antwort erhalten habe, höre ich beim Herausgehen, wie die eine Dame die andere anfaucht, ob sie die Tür nicht abgeschlossen hätte. In der Kirche finden wir zwar die Stelle, wo der Stempel sein sollte, wohl aber nicht den Stempel. Eine weitere Nachfrage im Büro erübrigt sich. Die Tür ist verschlossen, auf Klingeln wird nicht reagiert. Durch das geöffnete Fenster kann ich die Damen jedoch beim Schnacken hören.

Nach dieser Erfahrung setzen wir unseren Weg am Rhein entlang fort und treffen bald auf eine schnuckelige Kapelle, wo wir erneut Abkühlung finden – und den Stempel.

Bald treffen wir auf eine Strecke, vor der wir uns schon auf der virtuellen Karte gefürchtet haben. Ca. 5 km geht es geradeaus durch die Fordwerke in der prallen Sonne, Straßenbahnlinie inklusive. Hässlicher geht es kaum. Wir stellen das Gespräch ein und jeder läuft für sich. Es sind inzwischen 30°C (oder mehr?). Irgendwann flüchten wir auf die andere Straßenseite und versuchen ganz dicht an den Mauern entlang zu gehen, um ein wenig Schatten zu erwischen. Als wir auf die große Kreuzung treffen, sind wir zwar noch nicht erlöst, dürfen aber immerhin mal abbiegen und kommen so direkt zum Rhein. Hier waren wir schon mal. Ich erkenne das wieder. Nur ein paar Hundert Meter weiter haben wir vor 1,5 Jahren mal angehalten, weil ich noch nie den Rhein bei Hochwasser gesehen hatte. An diesem Tag waren wir in Köln, um Holz für den Ausbau unseres Autos zu kaufen. Nach einer ausgiebigen Pause laufen wir am Abzweig zur Holzfirma vorbei. Seltsam sind die Wege Gottes…

Geradeaus. Das ist der Titel der heutigen Etappe. Denn es geht weiter geradeaus, nur dass wir nun nicht mehr ein Industriegebiet durchqueren, sondern an einer Ausfallsstraße von Köln entlang marschieren.

Schließlich treffen wir auf den Bahnhof und sind damit kurz vor dem Dom in der Innenstadt. Den Stempel gibt es hier im Dombüro, welches bald schließt. Wir wollen eigentlich direkt dorthin laufen, aber unser Hostel liegt auf dem Weg. Wir stellen das Gepäck ab und erreichen mit leichten Schritten die Domplatte. Im Dombüro gibt es nicht nur den Stempel, ein Glas Wasser, sondern auch das neue, wirklich beeindruckende Holzmodells des Dom, dass ein Syrer gebaut hat. Den Dom selbst lassen wir aber aus.

Fertig sind wir heute noch nicht. Wir müssen noch zu Globetrotter, Essen und Gas für den Kocher holen. Mit diesem kleinen Spaziergang sind es am Ende des Tages 36 km, die wir gelaufen sind. Für die zweite Etappe eine ganze Menge.

Die Nacht wird leider zum Horror. Aufgrund der Hitze können wir kaum schlafen. Wir lassen trotz des Lärms die Fenster offen, was allerdings nicht viel Abkühlung bringt. Aber auch nächtliche Hitze wird ab sofort ein Thema sein, das uns begleitet. Immerhin sind meine Hüftschmerzen fast weg. Morgen laufen wir weiter.

Unser Pilgertagebuch 1

Hier lest ihr unser ganz persönliches Pilgertagebuch mit unseren Eindrücken auf unserem ersten Abschnitt auf dem Jakobsweg. Wir sind zwei Wochen von der Haustür bis nach Trier unterwegs. Viele Eindrücke haben wir abends bei Facebook gepostet. Sie sind unverfälscht und daher übernehme ich sie meist so, wie wir sie geschrieben haben. Von Jule gibt es am ersten Tag keinen Tagebucheintrag

Tag 1: Von Zuhause nach Zons

16.06.2022 (Fronleichnam)

Tagebuch von Christin

„Der erste Tag auf dem Zuweg zum Jakobsweg. Es war warm und auf der Strecke viel Teer. Aber leider weiß ich nicht, ob ich morgen weiter laufen kann. Meine Hüfte schmerzt so sehr, dass ich zum Restaurant humpeln müsste. Selbst jetzt im Sitzen tut es noch weh. Das fühlt sich nicht nach Muskelkater an. 1. Tag und schon abbrechen? Ich könnte heulen. Hier trotzdem ein paar Bilder. Es ging von Zuhause nach Zons. Drückt mir bitte die Daumen, dass morgen früh wieder alles gut ist.“

Zusammenfassung

Wir sind morgens gemütlich direkt von zuhause aus gestartet. Es geht von Hochdahl nach Zons. Geplant sind rund 18 km.

Zunächst sind wir nach Hilden, wo wir uns in einem Hofladen gestärkt haben, gelaufen, dann ging es weiter nach Benrath. Bei der Streckenplanung hatte ich mich an Wanderwegen orientiert. Ich hatte den Park von Schloss Benrath noch nie gesehen, ich fand ihn sehr beeindruckend. Mit der Fähre ging’s rüber nach Zons. Wir haben uns einfach unter die Radfahrer gemischt. Direkt am Anleger trafen wir auf den Jakobsweg. Wir hatten ein schnuckeliges Hotel in der Zollfeste gebucht. Unser Altstadt-Rundgang, der Museumsbesuch und der anschließende Restaurant-Besuch endete mit Humpelei, denn mir tat meine linke Hüfte so weh, dass ich kaum bis ins Hotel laufen konnte. Das war der erste Pilgertag in aller Kürze.

Nein, das wichtigeste habe ich vergessen. Tatsächlich konnten wir die Küsterin der Kirche noch abfangen. Ich hatte mir im Vorfeld ihre Telefonnummer geben lassen. So konnten wir uns vor Ort verabreden. Um 16 Uhr schließt sie für gewöhnlich die Kirche ab und wir waren um 15:30 Uhr in Zons eingetroffen. Das passte also gut. Der Pilgerstempel ist nicht frei zugänglich, daher mussten wir uns mit der Dame treffen. Das hat gut geklappt. Vielen Dank nochmals!

Island 2018 – Tag 12

21.07.2018

Die Gletscherlagunen vom Vatnajökull

Oder: Eisberge bis zum Umfallen

Eine halbgute Entscheidung

Unsere Ankunft unterhalb des Vatnajökull stand nicht gerade unter einem guten Stern. Als wir abends in der Gletscherregion, am Südrand des Vatnajökulls, ankommen, stehen uns zwei Campingplätze stehen zur Auswahl. Wir nehmen den kleineren mit dem großen Gemeinschaftshaus bei Svínafell. Eine teilweise richtige Entscheidung. Hier gibt es Kochplatten im Warmen. Allerdings auch sehr viele Franzosen, die diese vollständig belegen. Der Tonfall ist alles andere als nett. Aber immerhin kann man sich hier aufwärmen.

Einbahnwanderung zwischen den Gletscherseen

Zum Glück ist es heute von oben trocken, auch wenn die Wolken wie immer tief hängen. Also können wir heute auf eine eher ruhige Wanderung gehen, die mehrere Gletscherseen miteinander verbindet. Da es sich um eine Einbahnstrecke handelt, entscheiden wir uns nur die Hälfte zu gehen und danach umzudrehen. Wir wollen unser Glück beim Trampen nicht nochmals riskieren. Wir starten am Fjallsárlón, dem See, in den der Fjallsjökull kalbt.

Der Weg fürht uns durch ein flaches, aber steiniges Gelände. Die riesigen Findlinge haben die Gletscher vor langer Zeit hier liegenlassen.

Wir gehen nur bis zum Breiðárlón. Die Gletscherzunge ist weit weg am Horizont zu erkennen, daher sieht man auf diesem See auch keine Eisberge. Am Ufer sammeln wir Federn der Skuas. Von den angekündigten Attacken der brütenden Vögel bleiben wir verschont. Wir begegnen nur einer kleinen geführten Wandergruppe, sonst sind wir ganz allein.

Zurück am Auto merken wir, dass es deutlich voller geworden ist. Waren wir am Morgen fast das einzige Auto, stehen hier nun Busse und der Parkplatz ist fast voll.

Eiskalte Touri-Hölle

Wir fahren eine Gletscherlagune weiter zum Jökullsárlón. Hier steppt der Bär erst richtig. Wir bekommen kaum einen Parkplatz. Wir machen Mittagspause im Auto und beobachten das Treiben. Direkt vor uns fährt alle 5 Minuten ein vollbesetzes Amphibienfahrzeug los. Maßenabfertigung auf isländisch. Wir machen stattdessen nur einen kurzen Fotospaziergang.

Frei übersetzt heißt der See eigentlich nur „Gletscherflusslagune“, trotzdem ist er einer der bekanntesten Spots in Island. Mit rund 25 km² ist diese die größte der drei Lagunen. Gespeist wird diese bizarre Eiswelt vom Breiðarmerkurjökull, der sich noch bis 1933 direkt ins Meer ergoss. Inzwischen sind es 5 km bis zum Meer.

Die schrägste Begegnung am See ist ein asiatisches Brautpaar, dass dort ein Fotoshooting veranstaltet. Die Braut trägt ein ärmelloses Kleid, aber immerhin dicke Wanderstiefel. Ich dagegen bin passender gekleidet.

Mehr Eis – mehr Gletscher

Wir haben noch nicht genug vom Eis. Nachdem wir abends auf dem Campingplatz gegessen haben, fahren wir noch zum Besucherzentrum am Skaftafell. Einerseits wollen wir die Lage für unsere morgige Wanderung auskundschaften, anderesseits wollen wir zu der Gletscherzunge des Skaftafellsjökull laufen. Hier kommt man der Gletscherzunge ganz nah, dafür gibt es deutlich weniger spektakuläre Eisberge auf dem See. Wir sind fast allein hier. Seltsam nach dem Andrang am Jökulsárlón.

Morgen wollen wir hoch zum zum Svartifoss laufen. Wir haben uns für die Tour „S6“ entschieden. Danach geht es wieder ab ins Hochland. Landmannalauga wartet schon auf uns!

Wir dann mal pilgern machen

Jetzt ist es soweit! Jules Traum von Pilgern erfüllt sich endlich.

Von Köln nach Trier

Wir sind ab heute unterwegs von der Haustür auf dem Jakobsweg, der Via Coloniensis. Korrekterweise sind wir erstmal auf dem Weg nach Köln. Erst dort beginnt die Via Coloniensis, die uns über die Eifel nach Trier führen soll. In 14 Tagen sollen wir in Trier ankommen. Ich bin sehr gespannt, ob wir das schaffen. Das könnte nicht nur an unseren Fähigkeiten liegen, sondern an der Beschaffenheit – oder besser: der Anwesenheit – der Wanderwege. Unser Weg wird uns mitten durchs Flutgebiet in der Eifel führen. Sind die Wanderwege und Brücken an den Ufer der Flüsse wieder hergestellt? Haben Unterkünfte, Hotels und Campingplätze wieder geöffnet? Ein paar Sachen konnte ich bereits klären. Aber diese ist meine erste Wanderung, wo ich nicht alles minutiös und bis ins kleinste Detail vorbereitet habe. Stattdessen habe ich einen guten Reiseführer, der uns Flexibilität auf dem Weg gewährleistet. Und was Trekken angeht, haben wir letztes Jahr auf dem Soonwald- und Schluchtensteig bereits Erfahrung gesammelt. Meine Packlisten sind Gold wert.

Der Weg ist der Weg

“Es ist eine gefährliche Sache, aus deiner Tür hinaus zu gehen. Du betrittst die Straße und wenn du nicht auf deine Füße aufpasst, kann man nicht wissen, wohin sie dich tragen.”

J.R.R. Tolkien: Die Gefährten

Wir werden also aus der Haustür treten, allerdings wissen wir ziemlich genau, wohin uns die Füße tragen werden. Am ersten Tag geht es bis nach Zons, wo wir auf den Jakobsweg treffen. Vielleicht können wir hier unseren ersten Pilgerstempel erhalten. Der Jakobsweg führt uns dann am zweiten Tag am Rhein entlang und weiter geradeaus nach Süden bis zum Kölner Dom. Gleich diese zweite Etappe sind 30 km. Zum Glück geht es den ganzen Tag nur gerade aus. Steigungen müssen wir keine meistern, außer vielleicht mal eine Fußgängerbrücke über Autobahnen und Zuggleise.

Eine große Hürde habe ich aber sicherheitshalber im Vorhinein geklärt: Unsere Übernachtung am langen Fronleichnamwochenende in Köln. War gar nicht so leicht da noch eine Unterkunft zu bekommen.

Von Köln geht’s nach Brühl, wo wir hoffentlich in einer Pilgerunterkunft schlafen können. Am Ende des 5. Tages wollen wir Bad Münstereifel erreichen. Hinter Bad Münstereifel beginnt die Berg- und Tal-Bahn-Fahrt der Eifel mit Etappen von über 1000 Hm – und das jeden Tag.

Pilgern entspannt?

Haben wir uns das gut überlegt? Nein, aber das ist egal. Der Jakobsweg führt nicht wie die meisten anderen Wege großzügig um jede menschliche Siedlung drumherum, sondern stets mittendurch. Pro Wandertag durchqueren wir min. 3 Dörfer, in denen es Bushaltestellen gibt. Wenn Jules Knie zickt, brechen wir ab. Wenn es die ganze Zeit regnet und wir völlig durchnässt sind, brechen wir ab. Wenn wir einfach nicht mehr weiterkönnen, brechen wir ab. Wir setzen uns in einen Bus und fahren nach Hause. Dieser Gedanke nimmt sehr viel Druck von uns und dem Weg.

Man braucht es sich nicht gut überlegen, ob man pilgern will oder kann. Man muss es tun. Wenn ihr uns also auf dem Weg trefft, grüßt uns nett und wünscht uns Gottes Segen und einen

Bon Camino!

Fotos – Licht und Schatten III

Am vorletzten Tag des Janaur waren wir im Zonser Grind unterwegs. Es war der Tag nach dem Sturm und die Sonne zeigte sich endlich mal wieder. Ich habe die tiefstehende Sonne in den Weiden eingefangen. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich die Original-Version in Farbe oder schwarz-weiße Version lieber mag. Ich präsentiere daher beide Bilder, dann könnt ihr das für euch selbst entscheiden.

Island 2018 – Tag 11

20.07.2018

Von Gamla Laugin bis nach Svínafell

Oder: Eine alte Lagune und eine sehr lange Autofahrt

Lagune mit Übersetzungsfehler

Nachdem wir uns gestern so richtig die Kante gegeben haben, haben wir in dieser Nacht das erste Mal gefroren. Auf dem Campingplatz war es ziemlich feucht. Außerdem regnet es heute morgen als wir abbauen. Wo ist die Sonne von gestern abend hin?

Da wir ziemlich zerschlagen sind und heute ein sehr langer Fahrtag vor uns liegt, verbringen wir den Vormittag in der Gamla laugin. Dort wärmen wir uns so richtig auf. Wörtlich übersetzt heißt Gamla laugin „Alte Lagune“. Im Englischen ist das älteste Schwimmbad Islands allerdings unter „secret lagoon“ (geheime Lagune) bekannt. Egal wie es heißt, es ist noch wenig los heute morgen. Wir ergattern mehrere Poolnudeln und lassen uns buchstäblich für ein paar Stunden treiben. Von oben regnet es immer noch. Am Rand des Beckens steht immer noch das alte Umkleidehäuschen. Die heutigen Umkleiden sind allerdings etwas moderner, wenn auch für deutsche Verhältnisse spartanisch eingerichtet. Außerdem gibt es kleine Springquelle „Litli Geysir“, wirklich sehr niedlich im Vergleich zu ihrem großen Bruder Strokkur, den wir gestern besucht haben.

Auch nach 3 h im Stunden heißen Wasser, regnet es immer noch. Nachdem wir komplett aufgequollen sind, stoppen wir noch im Supermarkt, wo wir im Vorraum etwas essen. Wir stehen noch eine ganze Weile unter dem Vordach, so sehr schüttet es. Dann hechten wir aber doch zum Auto. Denn es schließt sich wieder ein sehr langer Fahrtag an.

Das Ziel ist das Ziel

Unser Ziel heute sind die Gletscherseen im Südosten. Es liegen mehrere Stunden Fahrt auf der Ringstraße vor uns. Wir stoppen nur wenige Mal kurz, aber zu spektakulären Fotostopps kommt es nicht. Es schütttet die gesamte Autofahrt.

Am Ziel in der Nähe vom Skaftafellsjökull gibt es zwei Campingplätze. Einer ist direkt am Touristenzentrum, welcher riesig ist. Ein weiterer liegt ein paar Kilometer weiter am Svínafell und soll nicht nur kleiner, sondern auch besser ausgestattet sein. Diesen peilen wir an. Leider ist er auch sehr voll. Aber wir kriegen noch ein Plätzchen für unser Zelt in einer feuchten Senke.

Es gibt ein großes beheitzes Gemeinschaftshaus mit Kochgelegenheiten. Leider ist es hier ebenfalls völlig überfüllt. Die Kochstellen werden von einer großen Gruppe französischer Jugendlicher und ihrer Betreuer besetzt. Sie kochen für über 20 Leute. Keine Chance dort dran zu kommen. Höfliche Nachfragen werden mit patzigen Kommentaren beantwortet. Also packen wir selbst unseren Brenner aus und setzen uns an einen der langen Tische. Wir kommen mit ein paar anderen Gästen ins Gespräch. Wir sind zwar froh, uns hier aufwärmen zu können, aber der Lärm und die Enge gehen uns schnell auf die Nerven. So flüchten wir ins Zelt und hoffen für die nächsten Tage auf besseres Wetter.

Morgen wollen wir wieder eine längere Wanderungen zwischen mehreren Gletscherseen unternehmen. Aber nur, wenn es trocken ist. Leider haben wir keinen Plan B. Also drücken wir die Daumen als wir in die Schlafsäcke kriechen.

Der 101. Beitrag – und kein bisschen müde?

Ja, vielleicht doch, manchmal. Aber es macht immer noch Spaß! Auch wenn ich mich manchmal wie 101 fühle.

Aber heute ist nicht mein 101. Geburtstag, sondern mein 101. Beitrag in diesem Blog.

Photo by Jeffrey Czum on Pexels.com

Was als Corona-Lockdown-Projekt begann, ist mittlerweile fester Bestandteil meines Lebens. Ich habe festgestellt, das Blogschreiben ist für mich ein bisschen wie Tagebuchschreiben. Ich nutze euch hier als Zuhörer, wenn ich eine gute Geschichte erzählen möchte – und vielleicht ein bisschen als Therapeut. Also beschwert euch nicht, wenn euch die Beiträge zu lang sind. So schreibe ich halt und ich hoffe, dass der ein oder andere den ein oder anderen Beitrag mit Interesse gelesen hat. Oder vielleicht haben euch wenigstens die Bilder gefallen.

In der Zwischenzeit ist die Pandemie deutlich abgeflaut und beeinflusst unser aller Leben nicht mehr so stark. Andere Hobbys sind wieder in den Vordergrund gerückt. Vor allem sind wir wieder mehr im LARP, Mittelalter und Steampunk unterwegs und nicht mehr so häufig wandern und auch nicht mehr so oft zuhause eingepfercht. Trotzdem werden wir auch dieses Jahr noch das ein oder andere Mal unterwegs sein und ich werde versuchen, weiter euch mit Berichten darüber zu nerven.

Zum Fotografieren kommt Jule im Moment nur noch selten. Zum Glück ist noch ein reicher Vorrat an tollen Aufnahmen auf der Festplatte vorhanden, so dass diese Serie erstmal nicht abreißen wird.

Während digitale Bilder nicht verblassen, tun das doch Erinnerungen. Daher scheitere ich manchmal an meinem Erinnerungsvermögen, wenn ich Blogbeiträge zu einige Erlebnisse zu schildern möchte. Bei der Island-Reihe war das zum Glück nicht so, sondern sogar ziemlich einfach: Ich habe bereits kurz nach der Reise ein dickes Foto-Album gemacht, in dem sich bereits sehr viele Texte finden, die ihr hier später nachlesen konntet. Ein ganz ähnliches Album gibt auch für unseren Mallorca-Wanderurlaub. Mit dem anfange ich dann wohl nächstes Jahr an. Mit Island bin ich Ende des Jahres durch.

Ihr seht, da kommt noch einiges auf euch. Ganz unter dem Motto:

Wir-mal-anders-was-machen-weiter

Also, in diesem Sinne: Hoch die Tassen! Auf euch treue Leser, auf Jule und mich und auf Mal Anders Was Machen!

Photo by cottonbro on Pexels.com

Traumziel Seychellen – Wanderung Copolia Trail

08.03.2022

Die ersten zwei Wochen des März waren Jule und ich auf den Seychellen. Wenn man „Reiseziel Seychellen“ hört, denkt wohl eher an weiße Sandstrände, Palmen, blaues Meer und Luxushotels. Als Aktivität würde einem sicher Schnorcheln und Tauchen einfallen. Aber Wandern? So ungefähr formulierte es mein Reiseführer: „Die Seychellen nicht gerade als Wanderdestination bekannt, aber man wäre dumm, es nicht zu tun.“

Tatsächlich gibt es ausgewiesene Wanderstrecken. Diese findet man alle in einem kleinen englischsprachigen Wanderführer, den man sich frei herunterladen kann. Auf Mahé, der Hauptinsel und unserem Standort, gibt es neun ausgewiesene Wanderrouten. Andere Strecken werden nicht von offiziellen Stellen gepflegt und werden mit ortskundigem Führer empfohlen.

Allein fünf der neun Wanderungen starten an der Sans Soucis Road, die von Hauptstadt Victoria nach Port Glaud über einen Bergrücken führt. Sie ist durchgehend geterrt und zweispurig, trotzdem bietet dank ihrer steilen Serpentinen einigen Fahrspaß.

Pause an der Mission Lodge

Wir haben bereits eine Wanderung in den Knochen. Der Aufstieg zum Morne Blanc hat uns ganz schön ins Schwitzen gebracht. Aber zumindest hat es aufgehört zu regnen und der Tag entwicklet sich prächtig. Nach dieser ersten Anstregungen stoppen wir zunächst bei der Mission Lodge.

Unter dem Namen „Venn’s Town“ wurde 1876 diese Siedlung durch die Church Missionary Society gegründet. Sie sollte dazu dienen, aus der Sklaverei befreiten Kindern einen Platz zum Leben zu bieten. Der Kern der Siedlung war daher die Schule, wo die Kinder unterrichtet wurden. Nach nur 20 Jahren wurde die Schule allerdings geschlossen und die Siedlung verfiel. Erst 100 Jahre später wurden die Ruinen zum nationalen Denkmal erklärt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Moment finden wieder Ausgrabungen und Sicherungsmaßnahmen an den Ruinen statt.

Wir schlendern ein wenig zwischen den Ruinen umher und genießen diese Pause nach unserem Aufstieg zum Morne Blanc. Auch an dieser historischen Stelle soll ein Geocache versteckt sein. Die Suche bleibt allerdings erfolglos. Umso schöner ist dafür allerdings die Aussicht und riesigen Bäume, die hier in diesem Areal wachsen. Auch der Regen hat gänzlich nachgelassen.

Auf zum Copolia Trail

Nach dieser kulturellen Pausen machen wir uns wieder auf den Weg. Eine zweite Wanderung steht noch auf dem Plan: Der Copolia Trail!

Auch der Einstieg zum Copolia Trail liegt an der Sans Soucis Road. Am Einstieg gibt es nicht nur einige wenige befestigte Parkplätze, hier steht auch ein Häuschen, wo man Eintritt zahlen muss. Dafür ist der Weg nicht nur top gepflegt, sondern auch mit Info-Schildern zu Flora und Fauna gespickt.

Am Beginn freue ich mich nicht nur darüber, dass der Regen vom Morgen endlich der Vergangenheit angehört, sondern auch, dass es über Treppen zunächst bergab in den Wald geht. Der Weg scheint gut ausgebaut zu sein, bald begegnen wir den ersten Schildern, die uns Flora und Fauna erklären. Doch ganz so einfach macht es uns der Copolia Trail nicht. Auch er steigt bald steil an und es geht über Wurzelnn und Steine hinauf.

Da ist ein Schild, das Jule entdeckt, eine willkommende Gelegenheit, um eine Pause einzulegen. Auf dem Schild ist ein weißer Vogel abgebildet. Diesen haben wir heute und gestern oft gesehen und uns nach seinem Namen gefragt. Nun wissen wir es: Es ist der White-Tail-Tropic-Bird. Also, wörtlich übersetzt: Weißer-Schwanz-Tropischer-Vogel. Nun ja, englische Namensgebung kann manchmal etwas fantasielos los, wie Jules Foto zeigt.

Es sind wieder etwa 40 Minuten, die wir uns den steilen Weg verbissen durch den Wald kämpfen. Am Ende kommt nochmals eine besondere Herausforderung. Eine Treppe möchte ich das nicht nennen. An einem großen Felsen ist eine Steighilfe angebracht, mit deren Hilf wir uns durch einen Felsspalt zwängen müssen.

Doch dann öffnet sich der Blick und wir haben das Felsplateau erreicht!

Nur noch ein paar Schritte über die blanken Felsen, dann liegt Victoria zu unseren Füßen. Während Jule die Kamera auspackt, erkunde ich das Plateau und „erledige“ einen Geocache, der an einem Steinmännchen versteckt ist. Der Teil mit der Namensgebung setzt sich fort. Der Cache heißt ganz simple „Steinmännchen 2“.

Hier oben lässt es sich aushalten. Wir betrachten eine ganze Weile Victoria von oben und machen ein paar tolle Fotos von ziemlich coolen Villen. Der Friedhof, mit seiner bunten Blumendekoration, sieht von hier oben richtig toll aus.

Ich bedauere nur, dass ich keine Kannenpflanzen gesehen habe. Diese fleischfressenden Pflanzen sind endemisch und sollen hier eigentlich überall wachsne. Tun sie auch. Ich gucke nur nicht richtig hin. Ich habe nach großen hängenden Pflanzen Ausschau gehalten. Aber bei dieser Art handelt es sich um eine, die bodennahe Büsche bildet. Erst als wir gehen und durch ein Schild darauf hingewiesen werden, sehe ich sie auf einmal überall.

Beim Rückweg gilt es nochmals die ganze Konzentration zusammenzunehmen, denn der Abstieg ist nicht gerade leicht und Kopf und Beine sind müde.

Als wir das Auto erreichen, packen die Kassenleute gerade zusammen und wir freuen uns auf die Klimaanlage.

Ein perfekter Ausklang

Da wir heute noch das Auto haben, machen wir einen neuen Anlauf, außerhalb des Hotels zu essen. Nachdem wir im Hotel aus den völlig verschwitzten Sachen raus sind und eine Dusche genossen haben, schmeißen wir uns in Schale und fahren nochmals los. Das Restaurant, das ich ausgewählt habe, ist auf der anderen Seite der Bucht. Theoretisch könnten wir es wohl von unserem Strand aus sehen. Aber mit dem Auto muss man einmal über den Berg fahren. Zum Glück finden wir es schnell in der Dunkelheit. Es ist ziemlich voll, so dass wir nur einen Platz direkt an der Küche ergattern. Wir sind total overdressed, denn es handelt sich eher um eine Strandbar als ein Luxusrestaurant. Das Curry ist aber spitze und von der hausgemachten Limonade kann ich nicht genug bekommen. So klingen zwei wunderbare Seychellen-Wandertage aus. Morgen werden wohl unsere Strandliege kaum verlassen, denn wir müssen uns von dieser Anstregung erstmal erholen. Zwar haben wir noch einen weiteren Ausflug geplant, den kann man allerdings bequem mit dem Bus erledigen.

Ich bin sehr gespannt, was uns die Seychellen noch bieten werden. Das, was wir bisher gesehen haben, macht Lust auf Me(h)r.

Traumziel Seychellen – Wanderung Morne Blanc

08.03.2022

Die ersten zwei Wochen des März waren Jule und ich auf den Seychellen. Wenn man „Reiseziel Seychellen“ hört, denkt wohl eher an weiße Sandstrände, Palmen, blaues Meer und Luxushotels. Als Aktivität würde einem sicher Schnorcheln und Tauchen einfallen. Aber Wandern? So ungefähr formulierte es mein Reiseführer: „Die Seychellen nicht gerade als Wanderdestination bekannt, aber man wäre dumm, es nicht zu tun.“

Tatsächlich gibt es ausgewiesene Wanderstrecken. Diese findet man alle in einem kleinen englischsprachigen Wanderführer, den man sich frei herunterladen kann. Auf Mahé, der Hauptinsel und unserem Standort, gibt es neun ausgewiesene Wanderrouten. Andere Strecken werden nicht von offiziellen Stellen gepflegt und werden mit ortskundigem Führer empfohlen.

Allein fünf der neun Wanderungen starten an der Sans Soucis Road, die von Hauptstadt Victoria nach Port Glaud über einen Bergrücken führt. Sie ist durchgehend geterrt und zweispurig, trotzdem bietet dank ihrer steilen Serpentinen einigen Fahrspaß.

Diesen Fahrspaß genießt Jule heute bereits zum zweiten Mal. Nachdem wir gestern Abend noch auf der Rückfahrt von Anse Major uns die Einstiegspunkte an der Sans Soucis Road angeschaut haben, geht es heute bei trüben Wetter wieder los. Es ist regnerisch und tröpfelt leicht. Trotzdem liegen die Temperaturen bei knapp 30°C. Als wir daher unser Auto am Einstiegspunkt am Straßenrand geparkt haben, (natürlich brauchen wir auch heute wieder mehrere Anläufe, da wir wieder am „Wanderparkplatz“ vorbeigerauscht sind) kleben wir bereits, da haben wir noch nicht mal die Rucksäcke aufgesetzt. An der Wandertafel verschaffen wir uns einen kurzen Überblick. Der Aufstieg beträgt laut Tafel 630 Höhenmeter. Im Wanderführer steht aber 447 Höhenmeter für Auf- und Abstieg. Ich weiß nicht, was stimmt. Aber egal, sicher ist: Der Aufstieg zum Morne Blanc ist nicht lang, aber es wird wohl gleich ziemlich steil werden.

Der Beginn des Trails wird auch direkt Stufen markiert. Die Stufen reichen Jule bis zum Knie. Das ist nicht gerade Normhöhe.

Wir schwitzen und steigen Stück für Stück die angeschlagenen 800 m den Berg hoch. Alle 200m gibt es ein Schild, dass uns die verbleibenden Meter zum Gipfel anzeigt. Ich bin sehr froh über meine Stöcke. Ich ramme sie in den Boden und schiebe mich mit den Armen hoch. Über Steine, Wurzeln, Stufen und kleine Brücken…

Ich habe diese Seychellen und die Wanderungen hier deutlich unterschätzt. 1 km? Das ist für mich normalerweise keine Wanderung, sondern ein Spaziergang ins Dorf. Aber hier sind nicht nur Höhenmeter ohne Ende zu absolvieren, es sind auch 28°C bei 100% Luftfeuchte. Denn der Nieselregen begleitet uns zum Gipfel. So vergehen etwa 40 min bis es endlich flacher wird und wir den Gipfel und die Aussichtsplatform erreichen.

Die Aussicht wird leider durch tiefhängende Wolken eingetrübt. Trotzdem genießen wir es, hier oben zu sein.

Unser Blick fällt von oben auf die Westküste, wo sich unter den Wolken eine Traumküste abzeichnet. Allerdings entdecken wir auch eine Hotelruine, die wie in Gerippe wirkt. Später erfahren wir, dass das Hotel nie fertiggestellt wurde. Ein tschechisches Pärchen ist ebenfalls hier oben. Sie lassen eine Drohne aufsteigen und helfen uns, den Geocache hier oben zu suchen. Leider bleiben wir vier erfolglos. Also genießen wir noch etwas die Aussicht und den nachlassenden Regen.

Als es endlich aufgehört und Jule ihre Kamera mit Teleobjektiv ausreichend bespielt hat, geht’s auf dem demselben Weg zurück zum Auto. Am Vermessungspunkt halte ich nochmals kurz inne. Mein GPS sagt mir, dass wir auf 681 m über NN sind. Uff!

Runter ist die Sache übrigens auch nicht viel leichter. Auch hier sind unsere Stöcke sehr hilfreich. Gerade durch die Feuchtigkeite ist der Weg an viele Stellen ziemlich glitschig. Allerdings hat es von oben aufgehört zu regnen. Wir konzentieren uns daher völlig auf den Abstieg.

Unten angekommen freuen wir uns sehr über unsere Klimaanlage. Fast 2 h waren wir unterwegs – für 1,6 km! Okay, wir haben oben auch eine Dreiviertel Stunde Pause gemacht, trotzdem hat uns dieser Aufstieg sehr an den zur Ruine Koppenstein auf dem Soonwaldsteig erinnert. Hier unten sind wir bei 433 m über NN angekommen. Also haben wir insgesamt min. 496 Hm zurückgelegt. Der Wanderführer war dichter dran.

Eine echt tolle Tour. Kann man nur empfehlen. Wahnsinnig anstregend, aber ein toller Dschungel, ein gut gepflegter Weg, eine tolle Aussicht vom Gipfel und das Gefühl, das geschafft zu haben.

Es ist erst 13 Uhr, also haben wir noch den halben Tag vor uns. Wir fahren also weiter und besuchen zunächst die Mission Lodge, die ebenfalls hier an der Sans Soucis Road liegt. Hier am Aussichtspunkt zwischen den historischen Ruinen verschnaufen wir, bevor wir die zweite Wanderung in Angriff nehmen: Den Copolia Trail! Aber dazu gibt’s später mehr.