Unser Pilgertagebuch 2

Hier lest ihr unser ganz persönliches Pilgertagebuch mit unseren Eindrücken auf unserem ersten Abschnitt auf dem Jakobsweg. Wir sind zwei Wochen von der Haustür bis nach Trier unterwegs. Viele Eindrücke haben wir abends bei Facebook gepostet. Sie sind unverfälscht und daher übernehme ich sie meist so, wie wir sie geschrieben haben.

Tag 2: Von Zons nach Köln

17.06.2022

Christins Tagebucheintrag

„Geschafft! Nach 7:30 h insgesamt, 30 km geradeaus, fast nur Teer, sind wir in Köln am Dom angekommen. Der Hüfte geht es besser. Dafür tun die Schultern weh. Aber wir haben sogar den Stempel noch eingesammelt. Jetzt sitzen wir beim verdienten Essen. Bilder gibt es kaum. Dafür war die Etappe zu hässlich. Morgen geht’s nach Brühl. „Nur“ 18 km.“

Jules Tagebucheintrag

„Heute die zweite Etappe auf dem Jakobsweg geschafft nach 32 km. Nachdem Christin gestern kaum noch laufen konnte und wir auf einen Muskelfaserriss getippt haben, sind wir heute sogar pünktlich um unseren Stempel zu holen.

Morgen geht es dann nach Brühl. Nur 18 km aber die Temperaturen steigen.“

Zusammenfassung

Es stehen 30 km geradeaus auf dem Programm. Heute können wir bereits der Jakobsmuschel folgen. Ab Zons ist der Weg gut markiert. Aus Zons heraus geht es hoch auf den Deich. Diesem folgen wir in der prallen Sonne bis nach Worringen und erreichen damit die ersten Stadtteile von Köln. Dank stetem Wind ist der Teil der Etappe aber gut zu ertragen. In Worringen erleben wir das erste Mal unfreundliches Bodenpersonal. An der Kirche können wir zwar einen Geocache finden, in der Kirche aber nicht den Stempel. Zum Glück ist die Tür des Gemeindebüros geöffnet und ich klopfe an ein Büro, aus dem ich Stimmen höre. Höflich fragte ich nach dem Stempel. Nachdem ich eine patzige Antwort erhalten habe, höre ich beim Herausgehen, wie die eine Dame die andere anfaucht, ob sie die Tür nicht abgeschlossen hätte. In der Kirche finden wir zwar die Stelle, wo der Stempel sein sollte, wohl aber nicht den Stempel. Eine weitere Nachfrage im Büro erübrigt sich. Die Tür ist verschlossen, auf Klingeln wird nicht reagiert. Durch das geöffnete Fenster kann ich die Damen jedoch beim Schnacken hören.

Nach dieser Erfahrung setzen wir unseren Weg am Rhein entlang fort und treffen bald auf eine schnuckelige Kapelle, wo wir erneut Abkühlung finden – und den Stempel.

Bald treffen wir auf eine Strecke, vor der wir uns schon auf der virtuellen Karte gefürchtet haben. Ca. 5 km geht es geradeaus durch die Fordwerke in der prallen Sonne, Straßenbahnlinie inklusive. Hässlicher geht es kaum. Wir stellen das Gespräch ein und jeder läuft für sich. Es sind inzwischen 30°C (oder mehr?). Irgendwann flüchten wir auf die andere Straßenseite und versuchen ganz dicht an den Mauern entlang zu gehen, um ein wenig Schatten zu erwischen. Als wir auf die große Kreuzung treffen, sind wir zwar noch nicht erlöst, dürfen aber immerhin mal abbiegen und kommen so direkt zum Rhein. Hier waren wir schon mal. Ich erkenne das wieder. Nur ein paar Hundert Meter weiter haben wir vor 1,5 Jahren mal angehalten, weil ich noch nie den Rhein bei Hochwasser gesehen hatte. An diesem Tag waren wir in Köln, um Holz für den Ausbau unseres Autos zu kaufen. Nach einer ausgiebigen Pause laufen wir am Abzweig zur Holzfirma vorbei. Seltsam sind die Wege Gottes…

Geradeaus. Das ist der Titel der heutigen Etappe. Denn es geht weiter geradeaus, nur dass wir nun nicht mehr ein Industriegebiet durchqueren, sondern an einer Ausfallsstraße von Köln entlang marschieren.

Schließlich treffen wir auf den Bahnhof und sind damit kurz vor dem Dom in der Innenstadt. Den Stempel gibt es hier im Dombüro, welches bald schließt. Wir wollen eigentlich direkt dorthin laufen, aber unser Hostel liegt auf dem Weg. Wir stellen das Gepäck ab und erreichen mit leichten Schritten die Domplatte. Im Dombüro gibt es nicht nur den Stempel, ein Glas Wasser, sondern auch das neue, wirklich beeindruckende Holzmodells des Dom, dass ein Syrer gebaut hat. Den Dom selbst lassen wir aber aus.

Fertig sind wir heute noch nicht. Wir müssen noch zu Globetrotter, Essen und Gas für den Kocher holen. Mit diesem kleinen Spaziergang sind es am Ende des Tages 36 km, die wir gelaufen sind. Für die zweite Etappe eine ganze Menge.

Die Nacht wird leider zum Horror. Aufgrund der Hitze können wir kaum schlafen. Wir lassen trotz des Lärms die Fenster offen, was allerdings nicht viel Abkühlung bringt. Aber auch nächtliche Hitze wird ab sofort ein Thema sein, das uns begleitet. Immerhin sind meine Hüftschmerzen fast weg. Morgen laufen wir weiter.

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