Mein selbstgenähter Kleiderschrank

Heute öffne ich für euch meinen Alltagskleiderschrank. Ich habe in letzter Zeit sehr viel genäht. Das liegt vor allem daran, dass ich Ende letzten Jahres als verfrühtes Weihnachtsgeschenk eine neue Nähmaschine bekommen habe. Außerdem bin ich an eine ganze Reihe alter Burda-Hefte gekommen. Aber natürlich nähe ich auch nach gekauften Schnittmustern, darunter Burda, Simplicity, McCall’s und Butterick.

Wer genau wissen will, nach welchem Schnittmuster welches Teil gearbeitet ist, kann mich gern fragen, dann suche ich das raus.

Das sind bei weitem noch nicht alle Teile. Ich habe bereits eine neue Hose genäht, eine weitere habe ich vergessen zu fotografieren. Ich war selbst erstaunt, wie viel da so zusammengekommen ist. Die ganzen Kostüme und Gewandungen sind noch nicht mal dabei. Gerade habe ich mein 15 Jahre altes Brautkleid umgebaut. Aber dazu später mehr. Nähen macht mir einfach immer noch Spaß. Also, ich geh mal wieder zurück in meine kleine „Näh-Höhle“.

Foto – Kuckuck

Nein, wohl kein Kuckuck. Eher eine Jungschwalbe, kurz nach dem Verlassen des Nestes. Im vergangenen Jahr waren wir in Haithabu zu Gast und übernachteten in den nachgebauten Häusern. Doch wir waren dort nur Gäste. Die Schwalben haben dort ein Dauerquartier. Im August werden die Kücken so langsam flügge. Dieses Kücken saß die meiste Zeit auf unserer Tür, während es sich noch vor den Altvögeln versorgen ließ und zu ersten Flugübungen aufbrach. Die Schwalben waren alle sehr zutraulich und ließen sich brav fotografieren.

Foto – Sommergäste

Jetzt im Winter, wo es draußen alles andere als gastlich ist, freut es, wenn die Bilder von Sommer durchschaue. Hier zwei unsere Gäste: Frau Eichhörnchen und Herr Amsel. Fraus Eichhörnchen schläft jetzt wohl gerade in ihrem Kogel, während Herr Amsel eben noch an der Futterschale gesichtet wurde. Vielleicht erinnern sich beide gerade an die warmen Tage in unserem Baum.

Foto – Entenrennen

Ne, wohl eher Gänsemarsch – okay, vielleicht Gänseschwimmen. Diese Gänsekücken haben jedenfalls das „Alle-in-einer-Reihe-schwimmen“ perfektioniert und folgten brav dem Alttier durch den Botanischen Garten Düsseldorf. So groß, wie diese sechs Federbälle sind, dürften sie allerdings bald ihre eigenen Wege gehen – äh … schwimmen!

Foto – Sumsumsum

Einmal im Botanischen Garten Düsseldorf und schon ist ein Speicherchip voll. Im Sommer summt und brummt es überall. Mit viel Geduld und Stativ gelang Jule diese Aufnahme von einer anfliegenden Hummel. Ein starker Auftritt!

Island 2018 – Tag 14

23.07.2018

Landmannalaugar I

Oder: Eine Wanderung und ein Bad für die Ewigkeit

Zeltstadt oder Parkplatz?

Spät sind wir gestern in Landmannalauga angekommen. Statt einem SUV-Abenteuer auf Hochlandpisten ging’s über 5 h außenrum über die Ringstraße. In der Dämmerung haben wir das Zelt aufgebaut und uns in der Nacht den A… abgefroren. Entsprechend spät kriechen wir heute morgen aus den Schlafsäcken. Viele Zelte sind bereits abgebaut und so können wir noch ein paar Steine einsammeln, um unsere Heringe im Boden zu halten.

Jetzt im Hellen können wir das „Lager“ der Hochlandoase, die übersetzt „die warmen Quellen der Leute von Land(sveit)“ heißt, erkunden. Im Schatten des Bláhnúkur, gibt es einen breiten Streifen am Rand des Zeltplatzes, der als Parkplatz dient. Und einen riesigen Zeltplatz! Was hier Zelte und Autos stehen. Eine Doku bezeichnete Landmannalaugar mal als eine bizarre Mischung aus Zeltstadt und Parkplatz. Stimmt. Genau das ist es! Ein paar sehr interessante Fahrzeuge sind auch dabei! Wer ein authentischers Transportmittel sucht, kann auch auf ein Pferd umsteigen, die am Rand es Lagers in einem Pferch grasen.

In der Mitte steht das große Waschhaus, wo es allerdings verdammt kalt und zugig ist. Es gibt mehrere große Zelte, die als Unterstand dienen. Hier kann man trocken und windgeschützt sitzen, kochen und essen. Auch eine Sammelstelle für Gaskartuschen gibt es hier. Das, was hier so lagert, würde uns für ein ganzes Trekkingleben reichen. An der Seite des Kiosk, wo wir unsere Campinggebühr bezahlt haben, hängt sogar ein Busplan. Ja, hier fährt regelmäßig ein Bus. Die Preis kann man allerdings kaum bezahlen. Irgendwo soll es sogar eine Art Supermarkt geben. Aber wir brauchen im Moment zum Glück nichts. Es gibt auch eine feste Unterkunft. Wir können durch die Fenster 3 Stockbetten übereinander sehen. Es passen wohl 60 Leute in das Haus. Eine Nacht hier auf einer Pritsche kostet rund 80,-. Da ist uns unser Zelt schon lieber.

Wir spazieren zurück zur Fuhrt. Die sieht im Hellen gar nicht mehr so bedrohlich aus. Doch nicht jeder traut sich rüber. Am anderen Ufer parken viele Fahrzeuge.

Etwas vom Lager entfernt befindet sich etwas, was wie ein Holzpfahl mit einem Kleiderhaufen aussieht. Das ist „Umkleidekabine“ der Badestelle. Es handelt sich um einen Fluss, in dem heißes und warmes Wasser zusammenlaufen.

Hier werden schon mal definitiv den Abend verbringen. Vorher müssen wir aber noch was tun. Wir brechen zu unserer ersten Wanderung auf.

Wanderung zum Ljótipollur

Auf dieser eigentlich leichten Wanderung zum Mar Ljótipollur bekommen wir eine Lektion in Sachen Wetter im Hochland. Wir laufen im Trüben los. Als wir zur ersten fiesen Steigung kommen, beginnt es waagrecht zu regnen. Wir kauern uns in einen Graben hinter Steinen und ziehen die Regenklamotten über. So ausgerüstet gehen wir weiter. Als wir den Frostastaðavatn (=der See des kalten Ortes) und der Schlackenkegel Stútur erreichen hat es schon wieder aufgehört zu regnen.

Auch müssen wir feststellen, dass es eigentlich keine geschützten Stellen für eine Rast gibt. Als wir den Schlackenkegel Stútur passieren (ihn zu betreten ist streng verboten), verspüren wir trotzdem großen Hunger und Müdigkeit. Kurzerhand hängen wir die Wanderstöcke an den Nagel – an den Wegweiser zum Maar Ljótipollur. Irgendwann werden wir schon noch an seinem Rand ankommen. Es hat längst aufgehört zu regnen, aber der Wind pfeift uns um die Ohren.

Aber hier wird der Weg leichter. Endlich erreichen wir den Maar Ljótipollur. Ein Kratersee von blauer Schönheit.

Ich befürchte schon, dass wir den Bergrücken an seinem Rand aufsteigen musst, aber unserer Rückweg ist deutlich leichter. Über ein großes Lavafeld geht es zurück nach Landmannalauga. Rund um die Hochlandoase ist alles mit Wanderwegen durchzogen. Man könnte wohl eine Woche hier bringen, ohne einen Weg zweimal zu gehen.

Nach dem Essen in einem der großen windgeschützten Zelte, wo wir eine uns mit anderen Gäste über die Qualität von Fertigtüten unterhalten, gehen wir zur Badestelle. Ein heißes Bad haben wir uns richtig verdient. Daher steigen erst 3 h später wieder hinaus. Wir haben so gut einer eine Polin unterhalten, dass wir nicht gemerkt haben, wie die Zeit verflog. Außerdem: raus möchte aus dem heißen Fluss keiner. Außerhalb des warmen Wasser ist es eiskalt (5°C Lufttemperatur). Allein das Abtrocknen wird da zur Herausforderung. Letztlich hilft aber alles nichts. Wir müssen raus. Drei Stunden aufweichem im heißen Fluss findet mein Kreislauf nicht so toll. Nach dem Waten im kalten Fluss gehe ich erstmal auf die Bretter. Ich liege mit sich drehendem Kopf auf der Umkleideplattform und muss warten, bis mein Blut von den Füßen wieder in den Kopf geflossen ist. Erst als ich anfange zu zittern, bin ich bereit einen zweiten Versuch zu wagen. Ich ziehe mich daher nur halbherzig an und gehe schnellen Schrittes zum Waschhaus. In der Dusche trinke ich mehr als dass ich wirklich dusche. Mein Kreislauf ist wieder voll da, der Durst gestillt. So schön warm kriechen wir in die Schlafsäcke. Das wird trotzdem wieder kalt heute nach. Morgen werden wir die Oase bereits wieder verlassen. Nicht ohne eine weitere Wanderung – versteht sich von selbst! Doch so langsam neigen sich unsere Tage in Island dem Ende zu und wir werden dieser schönen Insel im Nordatlantik bald den Rücken kehren müssen.

Unser Pilgertagebuch 3

Hier lest ihr unser ganz persönliches Pilgertagebuch mit unseren Eindrücken auf unserem ersten Abschnitt auf dem Jakobsweg. Wir sind zwei Wochen von der Haustür bis nach Trier unterwegs. Viele Eindrücke haben wir abends bei Facebook gepostet. Sie sind unverfälscht und daher übernehme ich sie meist so, wie wir sie geschrieben haben. Mit der Zeit werden die Einträge länger.

Tag 3: Von Köln nach Brühl

18.06.2022

Tagebuch

Christin (14:23 Uhr): „Verrückt! Heute sind wir um 9:10 Uhr in Köln gestartet. Dieselbe Zeit wie gestern. Jetzt sind wir 5 h unterwegs und wir haben gerade Mal knapp 15 km geschafft. 3 km müssen wir noch bis zum Ziel in Brühl. Dabei geht es kaum hoch und runter. Nur Teer. Keine schwierige Wegstrecke – aber: 34⁰ C. Schon als wir in Köln los zeigte ein Thermometer 27⁰ C. Wir laufen max. 45 min. Dann brauchen wir eine Pause. Die Rucksäcke quälen uns. Und Schatten ist rar. Überall ist tote Hose. Ich hoffe, ihr seid genauso intelligent wie die Leute hier und bleibt schon alle Zuhause und stellt die Füße ins Planschbecken. Wir sitzen noch ein bisschen im Schatten. Vor 17 Uhr macht die Pilgerherberge eh nicht auf. Bringt uns jemand ein Planschbecken und einen Cocktail vorbei?“

Christin (15:43 Uhr): „Geschafft! Inzwischen 36⁰ (gefühlt 40⁰)“

Jule: „3. Etappe auf dem Jakobsweg. Heute vom Kölner Dom zur St. Margaretha Kirche in Brühl.

Es waren zwar „nur“ 18 km, aber das bei 34°C. Auch heute gab es kaum Schatten auf der ganzen Tour. Entsprechend sind unsere Wasservorräte erschöpft und ich um das Wissen reicher wie sich ein Barbecue anfühlt. Jetzt sitzen wir seit 1 Stunde in der Kirche und genießen die Kühle darin. Grade konnten wir sogar noch einen Stempel in unserem Pilgerheft ganz unverhofft bekommen.

Einem Engel sind wir tatsächlich heute begegnet. Eine junge Frau in einem Blumenladen hütet einen der Stempel. Sie bot uns Wasser an an und füllte unsere Flaschen auf. Ohne sie hätte unser Wasser nicht gereicht.“

Zusammenfassung

Nach 30°C gestern sind heute 34°C angesagt. Es soll der vorerst heißeste Tag in Deutschland werden. Und wir haben Juni! Wir haben Glück. Heute steht eine der kürzesten Etappen auf dem Programm. Es geht von Köln nach Brühl, wo es eine echte Pilgerunterkunft gibt. Ich hatte schon im Vorfeld Kontakt. Zwischen 17 und 20 Uhr werden Pilger dort eingelassen.

Jetzt müssen wir aber erstmal aus Köln wieder heraus. Die Apotheke zeigt 27°C, als wir die ersten Kilometer hinter uns gebracht haben und auf den Stühlen eines geschlossenen Cafés verschnaufen. Es geht genauso raus, wie wir reingekommen sind: Geradeaus durch Häuserschluchten. Doch irgendwann biegt der Weg in einen Stadtpark ab und dann sind wir auch raus aus der Stadt.

Hier begleitet uns der Römer-Kanalwanderweg, der ebenfalls nach Brühl führt. An seinem Weg finden sich immer wieder archäologische Highlights, für die wir in der Hitze aber heute kein Auge haben.

In Efferen suchen wir in einer offenen Kapelle Zuflucht vor der Sonne und machen eine Pause. Hier gibt es mal einen Pilgerstempel und der ist sogar ausgeschildert. Auch wenn er sich gar nicht am angegebenen Platz befindet.

Zum ersten Mal müssen wir ein paar Steigungen bewältigen, die mehr sind als Eisenbahn- oder Autobahnbrücken.

In Hürth gibt es den Stempel nicht in der Kirche, sondern im Blumenladen nebenan. Der Raum ist klimatisiert und hier können wir sogar „nachtanken“. Eine junge Dame füllt uns unsere Trinkblasen auf. Vielen Dank! Am liebsten würden wir gleich hier bleiben, aber das geht leider nicht.

Der Rest der Strecke vergeht in einer Gluthitze von Feldwegen und römischen Wasserleitungsbauwerken, die immer mal wieder am Weg auftauchen. Kurz vor Brühl müssen wir noch einmal rasten. Auf einer Kuppe finden wir eine verfallene Bank, die gerade so im Schatten liegt. Dann erreichen wir die ersten Häuser von Brühl.

Nach einer letzten Anstregung kommt die Kirche in Sicht. Es ist 16 Uhr, noch zu früh, um in der Pilgerherberge anzurufen. Also setzen wir uns in die Kirche und genießen die Kühle. Draußen sind es 36°. Gegen 17 Uhr passiert langsam was. Zunächst geht das Licht an und eine Dame spricht uns an, ob wir einen Pilgerstempel möchte. Auch kommen immer mehr Leute hinein. Auf der Homepage erfahre ich, dass gleich ein Gottesdienst stattfindet. Daher versuche mein Glück etwas früher auf dem Herbergshandy und erreiche auch eine sehr nette Frau. Wir vereinbaren, dass sie uns nach dem Gottesdienst vor der Kirche abholt.

Jule und ich sind beide evangelisch geprägt, daher ist ein katholischer Gottesdienst für uns immer ein bisschen ungewohnt. Aber wenn einfach das macht, was die anderen machen, dann klappt das schon mit dem Stehen, Knien und Sitzen. Der Liturgie können wir allerdings nur bedingt folgen. Die Predigt ist zum Glück kurz, denn sie ist inhaltsleer und zusammenhanglos, so dass ich den Worten kaum folgen kann.

Draußen treffen wir wie vereinbart unsere „Herbergsmutter“. Das Zimmer mit vier Betten ist im Nachbargebäude untergebracht. Es ist alles da, was man braucht. Einfach schön hier. Aber auch immer noch sehr heiß. Den Abend runden wir mit einem Essem beim Spanier ab, wo wir uns gehörig den Bauch vollschlagen. Durch die Hitze können wir wieder nicht so gut schlafen, aber sonst sind die Betten sehr bequem. Morgen wollen wir in einer Bäckerei frühstücken und dann wieder eine lange Etappe nach Euskirchen in Angriff nehmen. Ob der Weg komplett passierbar ist, wissen wir nicht. Wir werden an der Urft entlang gehen und kommen damit endgültig in die Flutgebiete. Aber das sehen wir dann.

Fotos – Morgentau

Sind diese Bilder nicht fast schon zu kitschig? Sie gelangen Jule nach einer regnerischen Nacht im frühen Morgen. Frühes Aufstehen lohnt sich für Fotografen immer. Diese Bilder vom Steg von Haithabu sind der Beweis.

Island 2018 – Tag 13

22.07.2018

Svartifoss, Skaftafellsjökull und eine lange Fahrt nach Landmannslauga

Oder: Ein Wasserfall, ein Gletscher und 335 km

Guten Morgen! Ein neuer Tag auf Island und er beginnt mit einem Wunder: Die Sonne treibt uns aus dem Zelt. Sehr ungewohnt. Es ist ein schöner Morgen. Heute’s zum Svartifoss und anschließend ins Hochland nach Landmannalauga.

Aber fangen wir vorne an: Nach einem Frühstück starten wir zum Besucherzentrum am Vatnajökull. Alle Gletscher, die sich hier über die Berge schieben, sind letzendlich Ausläufer von dem gewaltigen Eisschild des Vatnajökulls.

Bereits gestern hatten wir uns die Wanderung S6 ausgeguckt. Beim Besucherzentrum ist bereits die Hölle los. Wir bekommen keinen Parkplatz und müssen auf einen Ausweichparkplatz. Hier macht sich auch gerade unsere Franzosengruppe warm.

Bis zum Svartifoss ist die Wanderung überlaufen. Der Weg ist einfach, daher sind hier viele Bustouristen unterwegs. Die Aussicht auf den Wasserfall ist fantastisch. Sehr wundern müssen wir allerdings über die Leute, die Absperrung überklettern, um Fotos von sich direkt vor dem Wasserfall im Fluss zu machen. Dabei wird überall auf die empfindliche Natur und die Steinschlaggefahr hingewiesen. Wir schütteln darüber nur den Kopf und steigen höher. Hier wird es auch endlich leerer auf den Wanderwegen.

Wir erreichen ein Felsplateau über dem Skaftafellsjökull und haben gute Sicht auf die gigantische Gletscherzunge und den sich über uns erhebenden Kristínartindar. Dessen Gipfel werden wir heute nicht stürmen.

Gerade als wir unsere Pause beenden, tauchen die französischen Jugendlichen auf. Es wird voll hier oben. Schnell machen wir uns an den Abstieg. Beim Abstieg sehen wir die riesigen Sanderflächen, die die Gletscher bei Gletscherläufen erzeugt haben.

Vor ein paar Tagen hat mich ein Freud per WhatsApp angefragt, ob wir in Island schon irgendwelche Menschen haben. Als wir um eine Ecke biegen haben wir einen guten Blick auf den völlig überfüllten Parkplatz. Damit ist die Frage wohl beantwortet. Tatsächlich war mir diese Ecke hier zu voll. Ich bin daher froh, dass wir diesen Touristenhotspot verlassen.

Wozu ein SUV, wenn die Hochlandpisten unpassierbar sind?

Wir verlassen die Gletscher und die Südküste und fahren zurück ins Hochland. Das war zumindest der Plan…

Allerdings hatten wir schon auf der Hinfahrt gehört, dass auf der Straße F208, die wir für den Weg nach Landmannalauga geplant hatten, eine Brücke vom Hochwasser beschädigt und viele Furten durch den langen Regen sehr hoch wären. Also machen wir in Klaustur eine Pause, sehen uns zunächst den „Kirchboden“ (eine Ansammlung ziemlich cooler Balastsäulen) an und fragen in der Touristen-Info, wie die Strecke aussieht.

Die Empfehlung ist klar: „Fahren Sie weiter auf der 1 und näheren Sie sich Landmannalauga von Nordosten aus. Dieser Teil der ist auch für „normale“ Auto befahrbar.“ Da fragen wir uns, wozu wir einen SUV gemietet haben (Antwort: Damit wir ihn als rollenden Kleiderschrank und Zeltplatz missbrauchen können.)

Die Fahrt dauert nun 5 h und es sind 334 km statt 167 km! Allerdings hätten wir durch die schlechte Wegbeschaffenheit wohl auch eher 4-5 h über die F208 benötigt. Nach einem Einkaufs- und kurzem Fotostopp auf den Klippen von Vík übernehme ich das Steuer und wir fahren, fahren, fahren… und Jule verschläft diesen fast sonnigen Tag auf dem Beifahrersitz.

Erst im Hochland für die letzten 30 km übernimmt Jule wieder das Steuer. Die Strecke ist deutlich schwieriger als die F35, aber lösbar. Kurz vor Landmannslaugar passieren wir zwei Fuhrten. Es ist dämmrig, also sehr spät. Es muss um Mitternacht sein. Trotzdem können wir unseren Zeltplatz noch bezahlen. Die Dame will den Laden gerade schließen. Der Aufbau wird nochmals spannend, denn alle guten Plätze, und vor allem die Steine zur Befestigung der Heringe, sind schon weg. Wir schaffen es trotzdem. Es ist kalt hier. 5°C und sehr feucht. Zum Glück haben wir in Vík eine dicke Wolldecke gekauft, die wir uns teilen. Außerdem stelle ich fest, dass man zwei lange Unterhosen übereinander ziehen kann. Denn mir ist so kalt, dass ich nach einer Stunde frieren nochmals aus dem Schlafsack krabbel, mir eine zweite lange Unterhose aus dem Auto hole und meine Wärmflasche nochmals aufbrühe. Dann kann ich im fast Dunkeln endlich einschlafen.

Erst am nächsten Morgen werden wir einen Blick haben, für ein Stätte, die in einem Reisevideo als eine „sonderbare Mischung zwischen Zelt- und Parkplatz“ bezeichnet wurde. Das ist also Landmannalauga.